EINFÜHRUNG DES HERAUSGEBERS
„Ich möchte der Welt eine Reihe von Texten geben, die gewissermaßen mit alten Verzerrungen aufräumen und so klar wie möglich ein Set von Leitgedanken formulieren, die es jedem Menschen ermöglichen, seine Realität zu verstehen, seine Potenziale zu entwickeln, dieses Leben in seiner ganzen Fülle zu leben und – indem er das tut – sich auf das nächste Leben vorzubereiten.“
Seth, Sitzung 543
Die Sitzungen und Texte in den beiden Bänden von Das Seth-Multiversum stammen aus dem Archiv der Sterling Memorial Library der Universität Yale und standen bislang nur vor Ort zur Lektüre zur Verfügung. Sie wurden von der Seth-Forscherin Mary Dillman (1946 – 2020) zusammengestellt, in der Hoffnung, sie würden eines Tages veröffentlicht, um so das Bild von Jane Roberts und Robert Butts, den physischen Schöpfern des Seth-Materials, und Seth, dem geistigen Part der Trias, weiter abzurunden. Diese Sitzungen liegen daher mit der vorliegenden Ausgabe weltweit erstmals in Buchform vor.
Die Texte im ersten Band umfassen die Jahre 1970 bis 1975 und entstanden vor und während der Arbeiten an Seth Spricht, Die Natur der persönlichen Realität und Die „unbekannte“ Realität, die alle im Haus an der West Water Street in Elmira geschrieben wurden, in dem das Seth-Phänomen seinen Anfang genommen hatte.
Den Grund, warum diese Sitzungen nicht in früher veröffentlichten Büchern Eingang fanden, erklärte Robert Butts in seinen Anmerkungen zur Sitzung vom 1. Oktober 1980 in Seths magischer Weg:
„Es gibt gewisse Sitzungen, die ich in meinem Geist nun schon seit einiger Zeit als ‚Füll‘-Sitzungen bezeichne oder mir vorstelle, sie deckten ‚schwebendes Material‘ ab. Es sind keine Buchsitzungen, und sie sind auch nicht speziell persönlich. Sie halten die Sitzungen während gewisser Phasen einfach am Laufen. Die Christus-Sitzungen haben ursprünglich auf diese Weise angefangen.“
Die beiden Bücher stellen somit eine eigentliche Zeitreise dar, die im vorliegenden Band bis in die Zeit kurz vor der Veröffentlichung von Das Seth-Material zurückreicht, als Jane und Rob mit ihrer Arbeit erstmals den Schritt in die breitere Öffentlichkeit wagten. Im privaten Rahmen arbeiteten sie mit Seth, dieser – als was er sich selbst bezeichnete – „nicht mehr in der physischen Realität fokussierten Persönlichkeit“ schon seit Ende 1963 zusammen.
Bisher war nur wenig darüber bekannt, wie Jane und Rob sich bemühten, das sich bis zu diesem Zeitpunkt auf über 500 Sitzungen angesammelte Seth-Material auch einem größeren Umfeld bekannt zu machen. Dafür begaben sie sich auf eine Werbetour durch die wichtigsten Städte im Nord-Osten der USA, wo sie an zahlreichen Aufsehen erregenden Radio- und TV-Sendungen teilnahmen. Leider sind von diesen Auftritten keine Aufnahmen mehr vorhanden.
Umso wertvoller sind daher die Sitzungen und Aufzeichnungen in diesem Band, in denen diese Ereignisse geschildert werden, um so ein neues Licht auf die Anfänge des Seth-Materials in der Öffentlichkeit und diesbezügliche Reaktionen zu werfen, die zur Zeit von Das Individuum und die Natur von Massenereignissen bis hin zu Sitzstreiks vor dem Verlagshaus Prentice-Hall gegen weitere Veröffentlichungen von Seth-Büchern führten.
Das Seth-Phänomen umfasst aber nicht nur die regelmäßigen Sitzungen, in denen Jane Roberts für Seth sprach und Robert Butts akribisch alle Übermittlungen verbatim aufzeichnete. Dazu gehören auch die Readings – eine Art Lebens- oder Situationsdeutung –, die Jane, meist mithilfe von Seth, Menschen in Not bot. Sie war sich der damit einhergehenden Verantwortung sehr bewusst, warum sie mit dieser Art Hilfe eher zurückhaltend war.
Die Menschen, die sich in ihrer Not an Jane wandten, waren in der Regel mit dem Seth-Material bereits einigermaßen vertraut, sodass Jane bzw. Seth ihre Probleme auch unter Aspekten wie Reinkarnation im Rahmen der simultanen Zeit und von Wahrscheinlichkeiten betrachten und oft auch lösen konnte.
Das vorliegende Buch enthält hierfür ein Beispiel, bei dem sich die Eltern eines vermeintlich besessenen Kindes an Jane respektive Seth wenden und eine Antwort bekommen, die mehrere Leben und Zeitalter umfasst und aufzeigt, dass der Ursprung des Verhaltens ihres Kindes nicht in einer „Besessenheit“, sondern vielmehr in verschachtelten Familienbeziehungen liegt, die weit in die Zeit zurückreichen.
Obgleich die Readings jeweils für eine ganz bestimmte Person und in Bezug auf deren Probleme oder Lebensfragen gegeben wurden, sind sie doch oft so gehalten, dass die Antworten auch anderen Menschen nützen können. Seth bietet zudem als hervorragender Kenner von Geist und Seele faszinierende und tiefgründige Charakter- und Wesensbeschreibungen zwar einzelner Menschen, die aber gleichzeitig auch tiefe Einblicke in die kollektive Psyche der Menschheit gewähren.
Aufgrund ihres persönlichen Hintergrundes war für Jane Roberts die christliche Religion stets ein problematisches Thema. In den bislang veröffentlichten Seth-Büchern finden sich daher nur verstreut Sitzungen darüber, da Jane solche von Seth stammenden Informationen oft blockierte.
Dennoch spielten Jane und Rob immer wieder mit dem Gedanken, ein eigentliches Christus-Buch mit allen diesbezüglichen Texten zusammenzustellen, wozu es aber wegen der anderen Buchprojekte nicht kam. Ein Teil der bislang unveröffentlichten Sitzungen mit Bezug auf das Christentum und das Leben Christi findet sich nun in den Sitzungen von Das Seth-Multiversum.
Seth bietet dabei aufgrund eines eigenen Lebens als Händler in Jerusalem zur Zeit Christi faszinierende Einblicke in das Geschehen und die Atmosphäre jener Zeit.
1963 nahm in Elmira, NY, das wahrlich erstaunliche und beeindruckende Seth-Material im bescheidenen Schreibzimmer einer Poetin seinen Anfang. Aber auch 60 Jahre später hat es aufgrund seiner Einzigartigkeit und Weisheit nichts an seiner Faszination eingebüßt.
Maurizio Vogrig, Seth-Verlag, 2023
LESEPROBE
Sitzung 678, 3. September 1973, 23.55 Uhr, Montag
Jerusalem und seine besonderen landschaftlichen Raum-Zeit-Gegebenheiten als Voraussetzung für das Christusdrama
(Dieses Material folgte auf die gestrichene Sitzung obigen Datums. Wir erhielten es aufgrund eines Artikels über Jerusalem, den Jane und ich in einem Reisemagazin gelesen hatten. Der Artikel faszinierte uns beide sehr und enthielt eine doppelseitige Luftaufnahme von Jerusalem und der die Stadt umgebenden kargen Landschaft.
Wegen der öden Umgebung von Jerusalem hatten wir uns heute Nachmittag gefragt, was dort wohl in der Antike geschehen sein musste, damit es zu einem Ort von Kräften und Bewegungen werden konnte, die wir noch heute spüren und die uns auf sie reagieren lassen. Die Wüstenlandschaft sah abstoßend kahl aus; warum, so fragten wir uns, waren viele unserer aktuellen Religionen aus einer so kargen Gegend hervorgegangen? Jane schlug vor, Seth zu bitten, nach der außerplanmäßigen Sitzung von heute Abend etwas darüber zu sagen.
Ich habe den fraglichen Artikel in unsere Akten abgelegt. Seth machte um 23.43 Uhr eine Pause. Als er fragte, ob ich heute Abend nach der Pause Material über Jerusalem wolle, hätte ich beinahe nein gesagt, weil ich so müde war. Zum Glück machten wir aber weiter und erhielten nachfolgende Informationen.
Langsam:) Nun. Ich werde zumindest anfangen.
Es gibt bestimmte Orte auf eurem Planeten, an denen sich die Zeit- und Raumkoordinaten in einem Maße unterscheiden, wie es unter normalen Bedingungen physikalisch nicht beobachtbar ist. Jerusalem ist ein solcher Ort.
In diesem Fall stellt ein bestimmtes Gebiet eine Art Korridor durch die Zeit dar, der vorwärts und rückwärts verläuft. In diesem Gebiet sind alle Ereignisse von einer außergewöhnlichen Dynamik geprägt. In der Regel ist die gewöhnliche Dimensionalität von Ereignissen ziemlich gut verborgen, an einem einzigen Ort und in einer einzigen Zeit isoliert, aber in diesem Gebiet besteht ein kontinuierliches Durchsickern, und das offene Wesen der Zeit wirkt sich auf jedes physische Ereignis aus.
Es gibt eine Art Intensivierung, jedoch nur der Zeit. Hierbei zeigen in jeder gegebenen Gegenwart Ereignisse sowohl aus der Zukunft als auch der Vergangenheit eine hohe Aktivität, sodass an einem solchen Ort vergangene und zukünftige Geschehnisse zu einem solchen Grad miteinander interagieren, dass eine jede Gegenwart stets stark geladen ist und sich in einem Zustand des Werdens befindet.
Eine solche Situation könnte, wenigstens theoretisch, mathematisch nachgewiesen werden, aber – wie gesagt – nur theoretisch, denn eine Untersuchung von Raum oder Zeit würde ihre Auswirkungen nicht offenlegen.
Die Christus-Persönlichkeit wurde daher durch die besonderen Raum-Zeit-Eigenschaften dieses Gebiets intensiviert. Das Gleiche gilt für alle – in eurem Sinne – vergangenen oder zukünftigen Ereignisse und Persönlichkeiten innerhalb dieser Zone.
Das Gebiet ruft auch die Aktivierung von Wahrscheinlichkeiten hervor und ist eine reiche Quelle paranormaler und religiöser Kreativität. Aufgrund der zuvor erwähnten Intensivierung erhalten auch Symbole eine multidimensionale Realität. Dies hat etwas mit den besonderen physischen Eigenschaften zu tun. (Lange Pause.) In dieser kargen Landschaft stechen alle Ereignisse hervor und erscheinen vor dem Hintergrund der öden Gegend bedeutsam. Bestimmte Konzentrationen innerhalb der Erde selbst führen zu einer mineralischen Zusammensetzung, die kosmische Strahlen ablenkt und auch die normalen Ausrichtungen von Lichtspektren auflöst.
Diese wiederum beeinflussen die Dimensionalität von Ereignissen, und davon ist übrigens nichts physisch beobachtbar, auch wenn diese Vorgänge, wie gesagt, theoretisch mathematisch nachgewiesen werden könnten. Hier ereignen sich normale Geschehnisse also in einem leicht unterschiedlichen Raum-Zeit-Kontext. Für wahrscheinliche Ereignisse gibt es einen größeren Spielraum, weil die üblichen dreidimensionalen Barrieren, die ihrer Verwirklichung im Weg stehen, schwächer sind.
(00.15 Uhr.) Daher sind nur schon aufgrund der intensiven Interaktion der beteiligten Zeitsequenzen die Voraussetzungen für sehr komplexe physische Ereignisse unmittelbar gegeben. Das ist auch der Grund, warum dieses Gebiet für das Christus-Drama ausgewählt wurde.
Diese Gegend stellt daher ein Testgelände und einen Schauplatz großer Kontraste dar, an dem die Vergangenheit buchstäblich so lebendig wie die Gegenwart ist. Sie ist aber auch ein Ort, an dem die Zukunft – im Rahmen einer bestimmten Ereignisabfolge – bekannt war, und dies lange vor der Zeit, in der Christus lebte.
Die Prophezeiungen wiesen große Verzerrungen auf, aber die ungewöhnlichen Raum-Zeit-Eigenschaften machten es, wie gesagt, einfacher, dass Wahrscheinlichkeiten leichter wahrgenommen werden konnten, denn die Wahrscheinlichkeiten lagen geradezu in der Luft.
Nun. Das reicht für heute Abend. Ich werde mit dem Material fortfahren, wann immer ihr wollt.
Meine herzlichsten Wünsche euch beiden.
(„Gute Nacht, Seth.“ 00.23 Uhr.)