Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins
SETH, TRÄUME UND PROJEKTIONEN DES BEWUSSTSEINS ist eines der außergewöhnlichsten Seth-Bücher. Es enthält nicht nur Seths Lehren über Träume, Inspiration, Trance-Zustände und die Natur des menschlichen Egos, sondern auch die wichtigsten Momente der Entwicklung von Jane Roberts' und Seths Partnerschaft.
Dieses Buch ist ein provokativer Führer in das Reich des Traumbewusstseins und bietet einzigartige Erklärungen, die das Verständnis über das unbegrenzte Potential des menschlichen Bewusstseins vergrößern werden.
SETH, TRÄUME UND PROJEKTIONEN DES BEWUSSTSEINS war von Jane Roberts als Folgeband von DAS SETH-MATERIAL geplant, wurde dann aber von anderen Projekten, insbesondere SETH SPRICHT, verdrängt und schließlich erst 1986 posthum veröffentlicht. Fast 50 Jahre nach seiner Entstehung hat der Seth-Verlag die erste deutsche und somit einzige fremdsprachige Übersetzung veröffentlicht.
Der Text ist ähnlich aufgebaut wie DAS SETH-MATERIAL. Erlebnisse aus Jane Roberts' eigenem Leben wechseln sich mit Seth-Sitzungsauszügen über Träume und Astralreisen und deren Interpretationen ab. SETH, TRÄUME UND PROJEKTIONEN DES BEWUSSTSEINS eignet sich somit auch für Leserinnen und Leser, die erst wenige Texte aus dem Seth-Material kennen und ihr Wissen vertiefen möchten.
VORWORT VON JANE ROBERTS
Die Kameralichter im Fernsehstudio strahlten warm auf mein Gesicht. Mein Mann, Rob, und ich unterhielten uns mit Sonja Carlson und Jack Cole, die uns für die Bostoner Sendung „Die Frau von heute“ der Fernsehstation WBZ interviewten. Es war 10 Uhr morgens am letzten Tag unserer ersten Werbereise für mein Buch Das Seth-Material. Dies war unser fünfter Fernsehauftritt. Ich versuchte, mich entspannt und sicher zu geben, aber ich empfand es noch immer als schwierig, so früh am Tag mit Fremden zusammen zu sein und erst recht mit der weiteren Welt – vor allem, wenn von mir erwartet wurde, meine übersinnlichen Erfahrungen und die philosophischen Konzepte des Seth-Materials zu erklären.
Als Jack Cole mit dem Interview begann, erläuterte er den unsichtbaren Zuschauern, dass ich ein Medium sei, das für eine Persönlichkeit namens Seth spräche. Er betonte, dass meine Anwesenheit in der Sendung nicht gezwungenermaßen bedeute, dass er oder Sonja Seths unabhängige Existenzweise unumwunden akzeptierten. Etwas kläglich lächelte ich, als er dies sagte. Viele Menschen fühlen sich verpflichtet, Skeptizismus zu äußern, als ob dies automatisch ein Zeichen für Ehre und intellektuelle Überlegenheit darstellte. In der Vergangenheit hatte ich mich gleich verhalten, so dass ich diese Einstellung verstehen konnte.
Während des Interviews fragte mich Jack, ob Seth wohl durchkommen würde. Ich antwortete, dass dies ganz auf Seth ankäme. Da ich während keiner der anderen Sendungen in Trance gefallen war, zweifelte ich aber daran, dass ich das nun tun würde. Stattdessen begann Jack, eine aufgezeichnete Seth-Sitzung abzuspielen. Als ich jene tiefen vollen Laute aber hörte, wusste ich, dass Seth anwesend war.
Für einen Augenblick war ich erschrocken. Mir kamen alle möglichen Zweifel in den Sinn. Seit Beginn der Tour hatte ich keine reguläre Sitzung mehr abgehalten. Was wäre, wenn die Lampen mich störten oder die Trance nicht tief genug wäre? Ich schreckte außerdem vor jeglicher Art von Zurschaustellung zurück. Reguläre Seth-Sitzungen in der privaten Atmosphäre unseres Wohnzimmers waren eine Sache, aber im Fernsehen in Trance zu gehen, war etwas ganz anderes. „Oh, Seth!“, sagte ich mental in meiner Bestürzung.
Aber dann spürte ich plötzlich ein gewaltiges Gefühl von Beschwichtigung, gutem Willen und Vertrauen. Auf einer Ebene jenseits aller Worte wusste ich, dass Seth recht hatte: Dies war die richtige Zeit. Und so stimmte ich von ganzem Herzen zu. Ich griff hinüber zu Robs Hand und murmelte rasch: „Es ist Seth.“ Mein Gesicht musste sich schon zu verändern begonnen haben, indem sich die Muskeln zu Seths typischen Zügen umformten, denn im letzten Moment sah ich, was eine riesige Kameralinse zu sein schien, die für eine Nahaufnahme auf mich zu kam…
Als ich aus der Trance kam, lächelte Rob, und Jack und Sonja sahen verwirrt aus, das Kamerateam starrte mich an und die Sendung war vorüber. ,,Seth war großartig“, sagte Rob zu mir. Meine Erleichterung war riesig. Es war also vorbei; Seth war im Fernsehen durchgekommen. Hatte ich gleichzeitig gehofft, dass er das würde, mich aber auch dagegen gewehrt?
,,Geht es Ihnen gut? Kann ich Ihnen etwas holen?“, fragte Jack. Er schaute so besorgt, dass ich automatisch lachte.
,,Nein. Es geht mir gut. Ich komme immer leicht aus der Trance. Aber ich hätte gerne ein Brötchen und einen Kaffee. Ich bin am Verhungern!“
Eine kleine Gruppe stand um uns herum – der Produzent, sein Assistent, Jack, Sonja und die Kameraleute. Etwas verunsichert schaute ich zu Rob, denn obwohl ich Jack versichert hatte, dass alles völlig normal sei, war dieses Mal jedoch etwas anders: Ich fühlte mich, als ob ich in einem unheimlich schnellen Flugzeug gewesen sei, das plötzlich eine Vollbremsung hingelegt hatte. Ein dermaßen großer Energieschub war durch mich hindurchgefegt, dass ich nicht wusste, was ich machen sollte. Für einen Moment ließ er mich schwanken, und Jack packte meinen Arm, was mir noch peinlicher war. Ich fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich versuche immer, mich sehr vernünftig zu verhalten um zu zeigen, dass eine Trance kein mysteriöses, sondern ein völlig normales Phänomen ist, so dass mich mein momentanes Taumeln sehr überraschte. Sofort stand Rob neben mir, und ich beschrieb ihm, wie ich mich fühlte. Ein Taxi wartete bereits, um uns zum nächsten Termin zu fahren, zu einer Radiosendung. Ich packte mein Brötchen und meinen Kaffee und nahm beides mit.
Was war wirklich passiert, während ich in Trance war? Jack und Sonja beschrieben mir einen Teil der Sitzung, während wir uns danach kurz unterhielten, und Rob informierte mich auf dem Weg zur nächsten Sendung.
Zuerst veränderten sich meine Gesichtszüge wie immer auf dramatische Weise, und ich begann, mit einer tiefen, männlichen Stimme zu sprechen. Meine eigenen typischen Gesten verschwanden, um durch Seths ersetzt zu werden. Er wandte sich zur Kamera, und während etwa zehn Minuten sprach er direkt mit den Zuschauern. Inzwischen hatten sich Sonja und Jack von ihrer Überraschung erholt, und Jack bat Seth, über Reinkarnation zu sprechen.
Sofort begann Seth, über Sonjas Erfahrungen vergangener Leben zu sprechen. In der zur Verfügung stehenden Zeit befasste er sich besonders mit einem Leben, in dem – wie er sagte – Sonja unter dem Krankheitsbild einer Gaumenspalte litt, was eine verbale Kommunikation verunmöglichte. Laut Seth war dies teilweise für ihr heutiges Interesse an Kommunikation verantwortlich. Er sagte auch, dass Sonja Farben und Stoffe liebe und diese als Kommunikationsmittel verwende, und zwar sowohl im vergangenen als auch im gegenwärtigen Leben. Er nannte einige Namen und Orte im England des 14. Jahrhunderts, die überprüft werden.
Nach der Sendung sagte Sonja, dass die während der Trance übermittelte Charakteranalyse sie wunderbar beschriebe. Sie sagte uns auch, dass sie sowohl Farben wie auch Stoffe benutzt hatte, um in einer Schulfernsehsendung mit Kindern zu kommunizieren – ein Umstand, von dem wir nichts gewusst hatten.
Einige Tage später erhielt ich ein Ferngespräch von einer Frau, die mir erzählte, Seths Auftritt bei ,,Die Frau von heute“ habe sie vom Leben nach dem Tod überzeugt, obwohl sie früher nicht daran geglaubt habe. Sie sagte außerdem, Seth zuzuhören sei die tiefste religiöse Erfahrung ihres Lebens gewesen, obwohl Seth keine speziellen religiösen Begriffe verwendet hatte. Seither haben wir viele Anrufe, Briefe oder Besuche von Leuten erhalten, die diese Ausstrahlung gesehen haben. Die Sendung hatte sie in Erstaunen versetzt, aber auf eine seltsame Weise galt das auch für mich. Sie lehrte mich mehrere Dinge.
Vor allem festigte sie mein Vertrauen in Seth und in seine psychologischen Kenntnisse, und einmal mehr war ich beeindruckt von den beachtlichen Fähigkeiten des inneren, intuitiven Selbst, denn es ist dieser Teil von mir, der die Kommunikation mit Seth ermöglicht. Zudem war die Trance aufgrund des Sendeformats nur kurz, und dies gab mir die Möglichkeit, das Phänomen der Trance von einem anderen Gesichtspunkt aus zu untersuchen.
Für gewöhnlich dauert eine Sitzung mehrere Stunden, und wenn die Sitzung vorüber ist, ist auch die Energie aufgebraucht. Während der Sendung dauerte die Sitzung nur zwanzig Minuten oder höchstens eine halbe Stunde. Als sie abgebrochen wurde, war die ganze Energie noch vorhanden, und ich war mir ihrer ganzen Kraft zum ersten Mal subjektiv bewusst.
Häufig wurde ich gefragt, wie ich wüsste, dass Seth anwesend sei, und ich hatte immer einige Schwierigkeiten, darauf zu antworten. Als ich meine Gefühle nach der Sitzung untersuchte und mich von Angesicht zu Angesicht mit dieser Energie fand, erkannte ich, dass die gleiche Art Energie, wenn auch in geringerem Ausmaß, für mich einer der Haupthinweise dafür ist, dass Seth bereit ist durchzukommen.
Die Energie ist nicht neutral, sondern verfügt über eine große, emotionale und beruhigende Wucht, und auf eine seltsame Weise fühlt sie sich personifiziert an – warm und wunderbar direkt. Vielleicht umhüllt sie mich, aber ich schlafe nicht etwa ein oder verliere mich im Nichts. Ich bin ich selbst, nur einfach sehr klein. Ich scheine in eine Ferne wegzugleiten, die nichts mit Raum zu tun hat, sondern vielmehr mit dem psychologischen Fokus. Aber ich werde inmitten dieser durchdringenden Energie, die sich um mich herum und in mir zu bilden scheint, gehalten, unterstützt und beschützt.
Ich war enttäuscht, dass ich die Fernsehsendung selbst nicht sehen konnte, denn ich hatte mich außer auf ein paar Fotografien selbst noch nie als Seth in Trance gesehen. Seth manifestiert sich durch mich und wendet sich an andere, welche die Kraft seiner Persönlichkeit spüren, aber ich kann dies nicht wie die anderen objektiv von außen sehen. Für Beobachter wird Seths Anderssein dadurch ersichtlich, wie er die offenen Augen gebraucht, und in den Gesten und der Umordnung der Gesichtsmuskeln. Wir brauchen meinen Körper ganz einfach auf unterschiedliche Weise.
Seths Gegenwart wird unmittelbar gespürt, nicht esoterisch, sondern so, wie man eine magnetische, kraftvolle und begabte Persönlichkeit wahrnimmt. Obwohl mir die objektiven Wirkungen dieses Phänomens größtenteils entgehen, versuche ich, alles über die dabei eine Rolle spielenden subjektiven Aspekte zu erfahren, denn dazu ist sonst bestimmt niemand besser in der Lage. Aufgrund des Erscheinens von Seth wurde ich mir immer weiterer Bewusstseinszustände neben dem uns allen bekannten normalen Tagesbewusstsein gewahr.
Während ich zum Beispiel dieses Buch in der dreidimensionalen Welt schreibe, stammt das Quellmaterial dafür von der anderen Seite des Bewusstseins – aus jener Dimension, die uns in Träumen, Inspirationen, Trancezuständen und in der Kreativität enthüllt wird. Dieses Buch handelt von Seth, Träumen und ,,astralen Projektionen“ – alles Aspekte einer anderen Art von Bewusstsein als dem objektiven, mit dem wir für gewöhnlich beschäftigt sind.
Man könnte – würde man das wollen – sagen, dass Seth von einer unbekannten Dimension aus in mein bewusstes Leben eindrang, aber heute ist er so sehr ein Teil meiner professionellen und persönlichen Erfahrung, dass ich viel von meiner Zeit dafür aufwende, seine Theorien zu studieren und zu interpretieren. Sein Fernsehauftritt scheint ein weiterer Schritt seiner ,,Objektivierung“ zu sein, der für mich sehr erstaunlich ist.
Mein Leben wird zweifellos durch eine seltsame subjektive Flexibilität enorm bereichert. Ich schreibe dieses Buch tagsüber in meinem Arbeitszimmer, schaue aus dem großen Erkerfenster auf die Straße, die Berge und den Fluss direkt gegenüber. Aber wenn ich für ein bestimmtes Kapitel neues Material möchte, dann wende ich meinen Aufmerksamkeitsfokus von der äußeren zur inneren Welt. Meine physische Umgebung ist mir dann nicht mehr wichtig, und mein normales Wachleben ist der Traum.
Es würde mich nicht überraschen zu erfahren, dass ich im Traum ein Buch über das Wachbewusstsein schreibe, gerade so, wie ich mit meinem Wachbewusstsein ein Buch über die Realität der Träume schreibe. Auch würde es mich nicht überraschen zu erfahren, dass Seth in einer völlig anderen Dimension für eine Persönlichkeit namens Jane spricht. Ich amüsiere mich tatsächlich manchmal damit, mir eine Situation vorzustellen, in der sich Seth fragt, ob es sich bei Jane um eine Zweitpersönlichkeit mit einem zwanghaften Glauben an eine unwahrscheinliche physische Realität handelt. Seth ist jedoch weit wissender als ich, so dass ich fürchte, dass er von diesem Handel den kleineren Gewinn haben würde.
Und soweit ich weiß, hat Seth keinen einengenden Körper. Er projiziert einen Teil seines Bewusstseins – wenigstens zeitweise – in mein eigenes. Ein seltsamer Gedanke – ich kann mir auch ein witziges Reise-nach-Jerusalem-Spiel vorstellen, bei dem ich versuche, meinen Körper zu verlassen, während Seth versucht, in ihn einzudringen. Obwohl das eine sehr lustige Vorstellung ist, ist sie eigentlich unfair. Seth ist nicht daran interessiert, meinen Körper für längere Zeit zu übernehmen, während ich andererseits eine unersättliche Neugier bezüglich der Erfahrung habe, aus meinem herauszukommen.
Seit Ende 1963 spreche ich zweimal wöchentlich für Seth. Dies hat mir zumindest eine persönliche Erfahrung für veränderte Bewusstseinszustände und kurze Einblicke in größtenteils noch unerforschte subjektive Bereiche ermöglicht. Natürlich war Seth der Auslöser dafür, dass ich begann, die Traumrealität zu untersuchen, die in den Fokus rückt, während der Körper schläft.
Seths Anweisungen folgend, erlernten mein Mann und ich zuerst, uns an unsere Träume zu erinnern und sie aufzuschreiben. Durch spätere Experimente entdeckten wir, dass wir unser normales Wachbewusstsein in den Traumzustand herüberbringen und ,,aufwachen“ konnten, während wir träumten. Später unternahmen wir dann mutigere Schritte in diese Bereiche, und wir lernten, das Bewusstsein auf eine Weise zu manipulieren, die für uns völlig neu war.
Die Beziehung zwischen Seth und mir rückt zu vorausbestimmten Terminen in den Mittelpunkt, so wie das von ihm ganz zu Beginn der Sitzungen vorgeschlagen wurde. Jeden Montag und Mittwoch um 21.00 Uhr sitze ich in meinem Lieblingsschaukelstuhl. Rob sitzt mir mit Block und Stift gegenüber auf dem Sofa, bereit, Notizen zu machen. Es brennen die normalen Lampen. Es kann sein, dass ich mich gerade überhaupt nicht übersinnlich fühle oder gar schlecht gelaunt bin. Vielleicht bin ich müde oder würde lieber tanzen gehen. Aber um 21.00 Uhr beginnt die Sitzung, und Seth ,,wird lebendig“.
Ich ,,werde“ nicht zu Seth. Stattdessen scheine ich in das einzutauchen, was er ist, oder – wenn man möchte – in seine Präsenz. Manchmal bin ich mir entfernt bewusst, dass sich meine Gesichtsmuskeln neu anordnen, wenn sie eher Seths als meine eigenen Emotionen widerspiegeln. Aber dann verschwindet für mich die Realität des Zimmers. Obwohl meine Augen weit offen sind, ist es Seth, der durch sie schaut und Rob anlächelt; ist es Seth, der mit meinen Lippen spricht, die Natur der Realität und der Existenz vom Standpunkt von jemandem bespricht, der nicht durch die dreidimensionale Welt eingeschränkt wird.
Dienstagabends gebe ich einen ASW-Kurs [ASW = AußerSinnliche Wahrnehmung], und Seth spricht die Studenten häufig an, erklärt seine Gedanken im Rahmen des Alltagslebens und bringt sie so mit dem persönlichen Verhalten in Zusammenhang. Oft spricht er mit einzelnen Studenten und ermutigt sie, ihre Fähigkeiten zu nutzen und ihre Probleme zu lösen. Sein psychologisches Verständnis ist ausgezeichnet. Er scheint eine Persönlichkeit zu sein, die ihren ganzen Reichtum an Erfahrung und Potential nutzen kann.
Schon aus diesem Grund würde ich gerne glauben, dass seine Fähigkeiten die meinen sind, dass im Trancezustand meine eigenen Talente ohne Behinderung funktionieren können, befreit von den üblichen Blockaden und Ablenkungen, die uns alle ärgern und unsere Entwicklung hemmen. Ich würde gerne glauben, dass ich wenigstens für ein paar wenige Stunden pro Woche auf Höchstleistung funktioniere – dass Seths Energie und Wissen wirklich mein wären. Schöner Gedanke – und vielleicht ist er ja bis zu einem gewissen Grad auch wahr.
Ich vermute aber, dass – glücklicher- oder unglücklicherweise – unsere Beziehung weit komplexer ist. Eines aber weiß ich: Seths gegenwärtige Grundexistenz liegt nicht in der dreidimensionalen Welt, meine hingegen schon. Er hat uns Anweisungen gegeben, die Rob, meinen Studenten und mir erlauben, unsere manchmal schwankenden Schritte aus der gewöhnlichen physischen Realität wegzubewegen. Er regte zum Beispiel unsere Forschungsreisen ins Universum der Träume an und ist daher größtenteils für dieses Buch verantwortlich. Aber wir müssen in unsere normale, alltägliche Dimension der Realität zurückkehren. Und Seth kehrt in seine eigene zurück.
Sogar ohne physische Gestalt ist Seth in unserer Welt höchst effektiv. Durch mich bringt er das Seth-Material hervor, ein fortlaufendes Manuskript, das von der Natur der Realität, des Bewusstseins und der Identität handelt und das inzwischen aus über fünfzig Notizbüchern besteht. Außerdem diktiert er sein eigenes Buch: Gespräche mit Seth: Von der ewigen Gültigkeit der Seele. Bis heute haben wir beinahe sechshundert Sitzungen abgehalten. Tatsächlich scheint er bei seinen Kontakten mit der physischen Realität effizienter zu arbeiten als ich auf meinen Reisen in Dimensionen, die natürlicherweise eher als die seinen betrachtet werden können.
Meine außerkörperlichen Erfahrungen sind zum Beispiel nicht annähernd so gut gelenkt, absichtlich oder effektiv wie Seths Verhalten es hier ist. Seth diktiert eine einzige fixfertige Fassung seines eigenen Buches, während ich mindestens drei für mein eigenes mache. (Das gegenwärtige Buch ist mein drittes, seit die Sitzungen begonnen haben, so dass Seth kaum etwas von meiner eigenen kreativen Energie ,,stiehlt“.)
Seth bezeichnet sich selbst als eine Energiepersönlichkeitsessenz, die nicht mehr in der physischen Realität fokussiert ist. Wer oder was auch immer er ist – er ist bestens ausgerüstet, um über die Natur der nichtphysischen Existenz zu sprechen und als Führer auf der anderen Seite des Bewusstseins zu dienen, denn das ist ja seine natürliche Umgebung. Er kommt als Besucher von Bewusstseinsebenen, die jenseits von derjenigen liegen, mit der wir es für gewöhnlich zu tun haben.
In Das Seth-Material erzählte ich die Geschichte meiner persönlichen Initiation und Unterweisung ins Seth-Material, so wie ich es zu jenem Zeitpunkt verstand, und ich gab einige Muster seiner Gedanken über ein breites Spektrum von Themen. Ich betonte auch das ,,beweiskräftige“ Material, das wir erhalten hatten – spontane hellsichtige Demonstrationen, die in Sitzungen und bei den Umschlagtests durchgegeben worden waren, die wir über ein Jahr lang durchgeführt hatten. Seth hatte korrekte hellsichtige Beschreibungen von Menschen und Ereignissen in anderen Teilen dieses Landes und in Puerto Rico übermittelt.
Hier werde ich die eigentlichen subjektiven Erfahrungen betonen. In Bezug auf den Traumzustand und basierend auf Seths fortlaufendem Manuskript werde ich mich mit seinem Konzept des träumenden Universums befassen. Dieses Buch wird auch als Protokoll unserer eigenen subjektiven Exkursionen dienen, so wie zuerst Rob und ich und dann meine Studenten Seths Gedanken als Karten für jene innere Landschaft benutzten. Wir haben uns in das verwegenste Abenteuer gestürzt, bei welchem die üblichen Schranken nicht länger vorhanden sind und die gewöhnlichen Bedingungen des physischen Lebens nicht mehr zutreffen.
Gemäß Seth ist das Träumen ein kreativer Bewusstseinszustand, ein Grenzbereich psychischer Aktivität, in dem wir unsere üblichen Beschränkungen abwerfen, um unsere ureigensten Fähigkeiten zu nutzen und unsere wahre Unabhängigkeit von der dreidimensionalen Welt zu erkennen. Seth sagt, dass wir in Träumen das Drehbuch unseres Alltagslebens schreiben und andere Existenzebenen wahrnehmen, die unser physischer Fokus normalerweise verschleiert.
Laut Seth verfügt das Traumuniversum über seine eigenen Grundgesetze oder ,,Wurzelannahmen“ – mentale Entsprechungen zu unseren Gesetzen von Gravitation, Raum und Zeit. Mit anderen Worten: Die Traumrealität scheint nur deshalb unstimmig oder bedeutungslos zu sein, weil wir sie den physikalischen Gesetzen entsprechend beurteilen, statt nach den Regeln, die für sie gelten.
Träume sind demnach nicht einfach nur imaginäre Verdauungsstörungen oder psychisches Chaos. Wenn wir träumen, sind wir nicht vorübergehend verrückt, wie es einige Theoretiker behaupten. Im Gegenteil – es ist gut möglich, dass wir während Traumzuständen viel zurechnungsfähiger und geistesgegenwärtiger sind als für gewöhnlich. Ganz sicher sind wir kreativer. Manchmal sind wir auch ,,lebendiger“, wie aus einigen unserer Experimente ersichtlich sein wird.
Während das Hauptgewicht dieses Buches auf Seths Traumkonzepten liegt, sind die Leserin und der Leser eingeladen, diese selbst auszuprobieren. Seth sagte uns schon ganz zu Beginn, dass viele Träume zum Beispiel präkognitiv sind, aber die persönliche Erfahrung überzeugt besser, was auch wir erkannten, als wir seine Instruktionen befolgten – wir erinnerten, datierten und zeichneten die Träume auf und verglichen sie dann mit Ereignissen.
Viele von Seths Konzepten – über Wahrscheinlichkeiten oder etwa die Natur von Radiosternen – können nur von Spezialisten nachgewiesen werden. Aber die meisten der Informationen über Träume können von allen überprüft werden, die neugierig und entschieden genug sind und über einen Sinn für Abenteuer verfügen, um Seths Anweisungen zu folgen, die Das Seth-Material bietet. In einer seiner frühen Aussagen über Träume sagt Seth:
Ihr glaubt, ihr seid nur bewusst, während ihr wach seid. Ihr betrachtet euch als unbewusst, wenn ihr schlaft. Um es mit Freud zu sagen, so sind die Würfel auf der Seite des bewussten Geistes tatsächlich gezinkt. Aber nehmt für einen Augenblick einmal an, dass ihr diese Situation von der anderen Seite aus betrachtet. Tut so, als ob ihr, während ihr im Traumzustand seid, euch mit dem Problem des physischen Bewusstseins und der physischen Existenz befasst. Von jenem Standpunkt aus ist das Bild völlig anders, denn ihr seid tatsächlich bewusst, wenn ihr schlaft.
Die Örtlichkeiten, die ihr besucht, während ihr schlaft, sind für euch so real wie die physischen Örtlichkeiten es im Wachzustand sind. Die Situation ist folgende: Im Wachzustand ist das gesamte Selbst auf die physische Welt fokussiert, aber im Traumzustand ist es auf eine andere Dimension fokussiert. Es ist genauso bewusst und wissend.
Wenn ihr nur über wenig Erinnerung an eure Traumorte verfügt, wenn ihr wach seid, dann denkt daran, dass ihr euch auch nur an wenige eurer Wachorte erinnert, wenn ihr in der Traumsituation seid. Beide sind gültig und beides sind Realitäten. Wenn der Körper im Bett liegt, ist er durch große Distanz vom Traumort entfernt, an welchem sich das träumende Selbst aufhalten mag. Aber dies, meine lieben Freunde, hat nichts mit Raum zu tun, denn der Traumort existiert simultan zum Zimmer, in welchem der Körper schläft.
In Sitzung 28 gebrauchte er eine Analogie, um den dualen Bewusstseinsfokus zu erklären:
Natürlich besteht hier ein scheinbarer Widerspruch, aber er existiert nur scheinbar, und euer Dilemma ist folgendes: Wenn ihr ein anderes selbstbewusstes Selbst habt – wieso seid ihr euch dann dessen nicht bewusst? Tut einmal so, als ob ihr irgendeine seltsame Kreatur mit zwei Gesichtern wärt. Das eine Gesicht schaut auf die eine Welt [die Traumrealität], und das andere auf eine andere Welt [die physische].
Stellt euch weiter vor, dass diese arme Kreatur für jedes Gesicht ein eigenes Hirn besitzt und dass jedes dieser Hirne die Realität in den Begriffen der Welt definiert, auf die es blickt. Die Welten sind jedoch unterschiedlich, und zu allem anderen handelt es sich bei den Kreaturen auch noch um siamesische Zwillinge. Stellt euch gleichzeitig auch vor, dass diese Kreaturen in Wirklichkeit nur eine einzige Kreatur sind, die jedoch mit bestimmten Teilen ausgerüstet ist, um in zwei völlig unterschiedlichen Welten funktionieren zu können.
Das Unterbewusstsein würde daher – in dieser wirklich lächerlichen Analogie – zwischen diesen beiden Hirnen existieren und es der Kreatur ermöglichen, als eine einzige Einheit zu handeln. Gleichzeitig – und das ist der schwer zu erklärende Teil – würde keines der beiden Gesichter jemals die andere Welt ‚sehen‘. Keines wäre sich des anderen bewusst, aber jedes einzelne wäre völlig selbstbewusst.
Das ist tatsächlich eine einfache Analogie, und sie führt uns auch nur bis an diesen Punkt, aber am Anfang gebrauchte sie Seth als Möglichkeit, um uns eine Vorstellung von der gegenwärtigen (und künstlichen) Beziehung des Menschen zur Traumrealität zu vermitteln. Als wir später dem Material und Seths Anweisungen folgten, entdeckten wir, dass wir diese Barrieren bis zu einem gewissen Grad auflösen konnten. Es war uns möglich, wenigstens für uns selbst zu beweisen, dass Traumgeschehnisse völlig real sind. So sind zum Beispiel nicht alle Flugträume verschleierte sexuelle Fantasien, wie von Freud behauptet. In vielen davon fliegen wir tatsächlich, und die Orte, die wir erreichen, sind durchaus physisch. Unsere Aufzeichnungen zeigen deutlich, dass das, was wir während solcher Episoden sahen, keine imaginären Plätze waren, sondern Orte, die wir besuchten, während der Körper schlief. Einige werden in diesem Buch beschrieben.
Mit anderen Worten: Während die meisten Bücher über Ereignisse geschrieben werden, die in unserer Wachrealität stattfinden, befasst sich dieses hauptsächlich mit Geschehnissen, die genau dann auftreten, wenn das Bewusstsein vom normalen, materiellen Leben abgewandt ist. Hier spielt noch viel mehr eine Rolle als nur gerade die Natur des Traumzustandes und die faszinierende Fähigkeit der Menschen, das Bewusstsein vom Körper zurückzuziehen. Diese Phänomene sind nur die Beweise für ein größeres kreatives Bewusstsein, das in allen von uns vorhanden und aktiv ist – das innere Universum, über das wir so wenig wissen.
Heute erhielt ich von James Beal, einem NASA-Wissenschaftler, per Post die wissenschaftliche Bestätigung für einige von Seths Informationen über die Einheiten, die, so Seth, allen physischen Partikeln zugrunde liegen. Diese Informationen, die wir während der Seth-Sitzungen erhalten hatten, waren im Anhang von Das Seth-Materialveröffentlicht worden. Der Aufsatz, den uns Jim geschickt hatte, war an Spezialisten gerichtet, so dass ich ihn kaum verstehen konnte, da es von mathematischen Fachausdrücken wimmelte. Aber von Seth hatten wir die gleichen Informationen erhalten. Jemand – mein eigenes Bewusstsein oder Seth – hatte Zugriff darauf, soviel ist sicher. Das kreative Bewusstsein war weit ,,unterhalb“ des Bewusstseins aktiv, das ich mein eigenes nenne.
Wir alle haben Zugriff auf dieses kreative Bewusstsein, besonders in Träumen und Trancezuständen, wenn wir nicht so sehr von physischen Sinnesdaten besessen sind. Häufig tauchen Beweise dafür im Bewusstsein in Gestalt plötzlicher Intuitionen oder kreativer Inspirationen auf.
Oft kommt es mir so vor, dass wir erst zu sehen beginnen, wenn wir unsere Augen schließen, und zwar sowohl wörtlich als auch bildlich. Das ist etwas übertrieben ausgedrückt, und doch verdeutlichen Robs und die Erfahrungen meiner Studenten einige Fakten. Unser gewöhnliches Bewusstsein zeigt uns nur eine spezielle Sicht der Realität. Wenn wir lernen, unsere Sinne vorübergehend auszuschließen und den Bewusstseinsfokus zu verändern, beginnen sich andere, völlig gültige Einsichten in ein inneres Universum zu zeigen. Am deutlichsten ist das natürlich beim Träumen der Fall. Träume können durchaus unsere kreativen Höhepunkte darstellen, denn in ihnen verarbeiten wir nicht nur die gestrigen Alltagsaktivitäten, sondern wählen auch die morgigen Geschehnisse aus den unbegrenzten wahrscheinlichen Aktionen, die uns gezeigt werden, während das Wachselbst ruht.
Es ist ziemlich knifflig, zwischen verschiedenen Bewusstseinszuständen hin und her zu wechseln, in kaum verstandene, subjektive Reiche vorzudringen, jene inneren Landschaften zu erforschen und dann mit einer klaren Vorstellung über ihre Natur wieder zurückzukehren. Solche Forschungen sind jedoch höchst wichtig, weil sie uns mit jener grundlegenden inneren Realität in Berührung bringen, aus der unser individuelles bewusstes Denken hervorgeht und die das Grundgestein unserer Zivilisation ist. Bis zu einem gewissen Grad mache ich das in jeder Seth-Sitzung – ich lege mein gewohntes Bewusstsein ab. Ein seltsames Loslassen, das ich noch immer nicht verstehe, ist zusammen mit einem einfachen, aber profunden Vertrauen notwendig. Es ist vielleicht die gleiche Art von Vertrauen, das wir haben, wenn wir ins Meer tauchen – der Glaube daran, dass wir nicht ertrinken. (Allerdings ist es hilfreich zu wissen, wie man schwimmt.)
Die Wasseranalogie fasziniert mich, aber man kann ihr nicht allzu weit folgen, ohne in Verzerrungen abzugleiten. Ein Taucher erforscht zum Beispiel das, was er auf dem Meeresgrund findet und bringt uns Erkenntnisse aus dieser weiten Unterwasserwelt mit. Ich versuche das Gleiche, berge jedoch Erkenntnisse aus den verborgenen Schichten unseres inneren Seins. Aber wenn er tief genug taucht, muss der Taucher irgendwann am Grund des Ozeans ankommen, und ich glaube nicht, dass es irgendeinen Grund oder eine Grenze für diese innere Realität gibt. Stattdessen vermute ich, dass dort sogar noch seltsamere Schluchten und Öffnungen in andere Welten hinein vorhanden sind, von deren Existenz wir kaum etwas wissen – Reservoirs von Kreativität, Bewusstsein und Erfahrungen, denen nicht nur unsere dreidimensionale Welt, sondern auch andere Realitäten entspringen.
Seit 2018 Chief Publisher, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway. Übersetzer und Autor. Vorher als Geschäftsführer des Seth-Verlags sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Lugano tätig.
Experte für Kommunikation, Media Management, Verlagswesen, professionelle Übersetzungen, Veröffentlichungen von digitalen Publikationen von internationalen und nationalen Autoren, Spezialist für Amazon-Publikationen, Medien-Digitalisierung.