NL11-20Maurizio Vogrig

Reinkarnation und Glaubenssatzkisten

NL11-20Maurizio Vogrig
Reinkarnation und Glaubenssatzkisten

Liebe Seth-Leserin, lieber Seth-Leser

Neben der Arbeit mit ihren eigenen Büchern lasen Jane und Rob auch immer wieder psychologische und parapsychologische Publikationen anderer Autoren. Während unserer Übersetzungsarbeiten stoßen wir daher oft auf Kommentare zu solchen Büchern, die einerseitsvon Jane und Rob selbst stammen, andererseits aber auch von Seth. So ist zum Beispiel in Band 1 Die persönlichen Sitzungen immer wieder von einem Buch mit Titel Psycho-Cybernetics eines Maxwell Maltz zu lesen.

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Maltz, ein damals in New York praktizierender plastischer Chirurg, veröffentlichte 1960 dieses Buch. Bei seiner Arbeit hatte er beobachtet, dass er zwar das Gesicht seiner Patienten verändern oder verschönern konnte, dass diese aber auch nach der Operation oft aus psychischen Gründen über ihre Erscheinung unglücklich waren. Maxwell erkannte, dass diese Menschen zusätzlich ein "psychologisches Faceliftig" brauchten. Er bezeichnete dieses innere Gesicht als "Selbst-Bild".

Maxwell vergleicht in Psycho-Cybernetics das menschliche Gehirn mit einem kybernetischen "Servo-Mechanismus", der, ähnlich einem Computer auf einer Lenkrakete, so gebaut ist, dass er automatisch einen Weg zu dem Ziel (das Selbst-Bild) findet, mit dem er programmiert wurde. Maxwells Buch war für die damalige Zeit höchst innovativ und wurde zu einem der einflussreichsten Texte zum Thema Selbst-Bild-Psychologie und Ziel-Visualisierung.


Selbst-Bild = Ziel-Bild

Das Selbst-Bild eines Menschen liefert dem Gehirn die grundsätzliche Richtung. Basiert dieses Selbst-Bild auf der Vergangenheit oder dem, dem man entrinnen möchte, füttert man sich beständig mit einem teufelskreisartigen Programm. Das eigene Selbst-Bild liefert demnach die Koordinaten für den unbewussten "Servo-Mechanismus", also den Teil des Gehirns, der angepeilte Ziele verfolgt. Daher ist das Selbst-Bild praktisch identisch mit dem Ziel-Bild, das Bild des erwünschten zukünftigen Selbst. Das zukünftige Ziel ist der Ausdruck der gegenwärtigen Wünsche. Das Bild der erwünschten Zukunft stellt explizit dar, was in der aktuellen Situation nur implizit vorhanden ist. Visualisiert man die eigenen Ziele nicht, sind sie dazu verurteilt, im Schatten des unbewussten Geistes zu verblassen - und in der physischen Realität nicht verwirklicht zu werden.

Leserinnen und Lesern des Seth-Materials kommen diese gerafften Stellen aus Maxwells Buch bekannt vor, decken sie sich doch in vielerlei Hinsicht mit Aussagen im Seth-Material, warum Seth Jane und Rob dieses Buch immer wieder empfahl und sie aufforderte, die Übungen darin konsequent zu befolgen.

Ist man bezüglich Übungen selbst nicht unbedingt diszipliniert, so kann man mit einiger Erleichterung und auch etwas amüsiert in den persönlichen Texten unserer beiden Seth-Assistenten lesen, wie schwer sie sich selbst gerade in Sachen Disziplin und Übungen taten. So nimmt etwa Jane immer wieder Anläufe und schreibt, dass sie "ab Morgen in den nächsten 20 Tagen nun wirklich je eine halbe Stunde die Maxwell-Übung machen wird". Blättert man in den Unterlagen weiter, sieht man aber, dass sie nur gerade drei Tage später wieder nachläßig wird, die Übungen erst nur noch sporadisch und schließlich überhaupt nicht mehr macht - bis zum nächsten Anlauf. 

Wohlwissend, dass die meisten Menschen in dieser Hinsicht nicht anders als Jane und Rob ticken, verkürzte Seth die tägliche Dauer einiger seiner eigenen Übungen auf nur gerade fünf Minuten.

Wer nun auf Maltz' Buch neugierig geworden ist, kann das Buch problemlos im Internet finden, und zwar sowohl in der englischen Originalfassung als auch als deutsche Übersetzung.


In diesem Newsletter finden Sie folgende Beiträge:

1. Jane Roberts: Der Gast

2. Seth und seine Sicht über Reinkarnation

3. Susan M. Watkins: Die Glaubenssatzkiste

Mit den besten Grüßen,
Maurizio Vogrig und Ursula Lang, Ihr Seth-Verlag


JANE ROBERTS: DER GAST

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In Das Seth-Material und anderen ihrer Bücher beschreibt Jane Roberts erzählerisch, wie sie und Rob mit Seth in Kontakt gekommen sind. In Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins macht sie das auch, aber hier in Form eines Gedichts. Jane schreibt dazu: "Ich habe diese erste Zeit andernorts beschrieben, so dass ich hier stattdessen ein Gedicht einfüge, das eine dramatische intuitive Darstellung meiner Gefühle zu jenem Zeitpunkt ist. Mehrere Episoden finden sich in geraffter Form im Gedicht. So meldete sich Seth etwa erst bei unserem vierten Versuch mit dem Ouija-Brett. Und es war während der achten Sitzung, dass ich für Seth zu sprechen begann. Aber beinahe von Anfang an wusste ich im Voraus, was das Brett ,,sagen“ würde, und das Gedicht ist so gültig wie jede genaue Aufzeichnung, die ich über die Sitzungen hätte machen können – wenn nicht noch mehr."
 

                            Der Gast

                           Als eines Abends Rob, mein Mann, und ich
                           Das Ouija-Brett erprobten,
                           Saß unsre Katze auf dem blauen Teppich
                           Und auf dem Herd kochte Kaffee.

                           „Das Ding wird niemals funktionieren“, sagt' ich.
                           „Wir müssen ja verrückt sein!“
                           Wir waren‘s nicht, zumindest noch nicht ganz.
                           Die Katze lächelte und schwieg.

                           Doch plötzlich glitt der Zeiger,
                           Als hätte er an tausend Molekülen Beine,
                           Die ihn auf ihrem Rücken trugen,
                           Blitzschnell über's Brett.
                           „Du schiebst ihn an!“, rief ich.
                           „Das ist nicht fair, mein Schatz!“
                           „Was für ein Spaß!“, wollte ich lachen.
                           „Ich mache gar nichts!“, sagte Rob.
                           „Nennt mich nur Seth“, so schrieb der Zeiger.
                           Rob schaute auf, doch sagte nichts.
                           Die Katze trollte sich im Licht der Lampe.
                           „Bestimmt ist der Kaffee bereit!“, rief ich.

                           Ich rannte in die Küche, fragte: „Willst du etwas haben?“
                           Rob schüttelte den Kopf.
                           „Da ist jemand, der dich am Brett verlangt.
                           Du setzt dich besser wieder hin.“
                           Starr blickte ich ihn an. Er meinte, was er sagte.
                           Ich kannt‘ ihn gut genug, um das zu wissen.
                           „Es ist doch nur ein Spiel“, sagt‘ ich so trotzig, wie ich konnte.
                           „Und abgesehen davon, so kenn‘ ich keinen Seth.“

                           Mein Kopf war aber übervoll
                           Mit mir nicht eigenen Gedanken,
                           Als ob in meinem Schädel sich jemand breit gemacht,
                           Den ich nicht eingeladen hatte.

                           Dann saß der Gast bei meinem Mann
                           Und schaut‘ durch meine Augen lächelnd auf die Katze.
                           So ohne mich im Weg, schien er sich wohl zu fühlen.
                           Mit meinen Lippen sprach er: „Guten Abend, ich bin Seth!“
                           Und dann bewegt‘ er meinen Körper,
                           Als ob an Arme, Beine sich gewöhnend.
                           Niemals war ich so erstaunt wie da,
                           Als ich vor meine eigne Tür gesetzt.

                           Doch er war freundlich und gemütlich wie ein Bischof,
                           Den jemand hier zum abendlichen Tee geladen,
                           Und wenn er mich durch seine Augen blicken ließ,
                           Schien mir das so gewohnte Zimmer fremd.

                           Heute, mit den Jahreszeiten,
                           Besucht er zweimal uns pro Woche,
                           Von Welten aus, die ohne Wind und Schnee
                           Und dennoch Schwüre haben, die zu erfüllen sind.

 (c) Seth-Verlag, 2014


SETH UND SEINE SICHT ÜBER REINKARNATION

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Reinkarnation - das New Age- und Esoterik-Thema schlechthin. Auch in den Seth-Büchern finden sich zahlreiche Kapitel darüber. Einige von Seths eindrücklichsten Aussagen stehen  aber in den Sitzungen, in denen er mit den ASW-KlassenteilnehmerInnen in medias res geht und den Kern eines Themas herausarbeitet. So auch im folgenden Sitzungsausschnitt, in dem Seth seinen / Janes SchülerInnen erklärt, worum es sich bei der Reinkarnation eigentlich handelt.

"Die Freitagabendsitzung, an denen einige von euch teilnahmen, hatte mit Geschichte zu tun, und ich möchte nicht, dass ihr über Reinkarnation in geschichtlichem Sinne denkt. Ich möchte nicht, dass ihr Reinkarnation dafür braucht, um alte Glaubenssätze und Ideen zu bekräftigen. Ich beabsichtige nicht, sie zu einem neuen Dogma zu machen. Ich möchte nicht, dass ihr Reinkarnationsselbst als linke Hände oder andere Anhängsel von euch betrachtet, die ihr für euer eigenes Vorankommen, eure Erleuchtung und Belustigung gebrauchen könnt.

Ich habe letztes Mal, natürlich als Lehrer, unseren Freund dort [einen Schüler] und seine Erfahrungen verwendet, um einige Gedanken rüberzubringen. Aber diese Gedanken gelten für euch alle. Ich bin nicht hier, um eure Vorstellungen über Geschichte oder Dogma zu verstärken. Ich bin hier, um eure Vorstellungen über Geschichte und Dogma niederzureissen. Ich bin nicht hier, um eine neues System zu errichten, an dem ihr euch festklammen und sagen könnt: „Aha, Seth ist die Wahrheit, und daher haben wir sie alle an der West Water Street 458!“

Ich bin hier um zu sagen, dass IHR die Wahrheit und die Geschichte seid. Ich bin hier, weil ihr mutig seid, weil ihr es wagt, an einen Ort zu kommen, an welchem ihr zu euch selbst und zu eurer eigenen Autorität zurückgeschickt werdet. Ich bin zusammen mit einer Gruppe von Individuen, die nicht länger akzeptieren, sich ihre Realität von anderen vorschreiben zu lassen – die stattdessen die Freude, die Kreativität und die Herausforderung der Erkenntnis, dass man sein Leben individuell und gemeinsam erschafft, akzeptieren. Ich bin hier, weil ich mit einer Gruppe von Leuten zusammen bin, die nicht länger Entschuldigungen für das in ihrer Realität akzeptieren, was ihnen nicht gefällt, und eine Gruppe von Leuten, die mutig genug sein werden, um auf ihr Erreichtes stolz zu sein.

Ich bin hier, um euch zu sagen, dass ihr die Geschichte hervorbringt. Sie bringt euch nicht hervor. Ihr erzeugt Gedanken. Ihr seid die Meister der Gedanken – sie sollen euch nicht versklaven. Ihr sollt nicht euer Sein und euer Menschentum und euer persönliches Leben für einen Gedanken niederreißen. Weil ihr menschlich und lebendig seid, weil ihr bewusst seid, formt ihr Gedanken. Sie kommen aus euch. Ihr kommt nicht aus ihnen.

Wir werden uns daher mit Reinkarnation nicht in geschichtlichem Sinne befassen. Wir werden hier NICHT ein Set von Dogmen mit einem anderen austauschen. Wir werden uns nicht im Sinne von Karma beschäftigen und wie ihr ein jetziges Leben gewählt habt, weil ihr ein böses Mädchen oder ein böser Junge in einem vergangenen Leben wart oder weil ihr euch mit Dämonen verbündet hattet.

Alle Zeit ist jetzt. Ihr seid jetzt real. Eure Reinkarnationsselbst sind jetzt real. Was ihr tut, beeinflusst andere. Die Kraft der Gegenwart ist jetzt. Eines Tages werdet ihr verstehen, was ich euch immer und immer wieder sage, und in einer jeden eurer persönlichen Erleuchtungen werdet ihr mehr Wissen erlangen, als ihr euch jetzt vorstellen könnt.

Es ist, meine lieben Freunde, so unglaublich einfach! Und wenn ich es jemals schaffe, die harte Arbeit zu beenden, von der ihr glaubt, dass sie getan werden muss, dann wird das Wissen auf euch herabfallen, wie ein Regentropfen auf ein Blatt fällt, und es werden keine Wörter mehr nötig sein.

Ihr gebraucht die Möglichkeit der Reinkarnation individuell. Einige von euch bevorzugen eine große Abwechslung. Einige von euch bevorzugen die Art Leben, das ihr mit euren Gefährten durchlebt, wie ein kleiner Junge mit seinen Freunden den Kindergarten durchlebt, bis er schließlich die High School beendet und mit ihnen dann aufs College geht. Einige von euch bevorzugen eine Serie weiblicher Leben und dann eine Serie männlicher Leben. Einige von euch ziehen einen abwechselnden Weg vor. Einige ziehen es vor, sich, in eurem Sinne, auf fortschreitenden Stufen zu entwickeln, die ihr verstehen und einschätzen könnt. Andere versuchen völlig unterschiedliche Methoden, indem sie vielleicht in einem Leben geistig minderbemittelt und mit ungenutztem Intellekt sind, so dass Emotionen freie Bahn gewährt wird, um in einem anderen Leben vielleicht ein Genie zu sein, das einen ausgezeichneten und reinen Intellekt besitzt. Ihr wählt euren eigenen Weg, und es ist der Weg, der euch passt.

Und deine Wesenheit [zu einem Schüler der Klasse] ist eine, der es gefällt, mit Variationen zu spielen.

Einige von euch durchleben nationale Gruppierungen. Einige Wesenheiten wollen eine Existenz in jeder Rasse, andere nicht. Es gibt keine Regeln, die sagen, dass ihr eine Reinkarnation unter bestimmten Bedingungen akzeptieren müsst. Ihr macht es auf eure Weise.

Nun, erinnert euch daran, was ich euch zu Beginn gesagt habe, nämlich, dass alle Leben simultan ablaufen. Ihr macht alle diese Erfahrungen, mit euren Worten ausgedrückt, gleichzeitig.

Nun, mein Freund Ruburt sagt mir, dass es Zeit ist, die Klasse zu beenden, so dass ich euch nur noch eine Sache sagen möchte, und ihr habt sie mich schon oft sagen hören: Lasst die Vitalität eures Seins sich erheben und euch erstaunen. Seid überrascht von euch und nicht verschreckt. Erkennt, dass die Energie, die durch diesen zarten Körper fegt, auch durch euren eigenen fegt, dass ihr über Energie verfügt, die ihr nicht nutzt, dass eure eigene Vitalität ebenso real und lebendig und lebhaft ist. Und lasst nicht ein altes Ding wie ich es bin, tot und öfters wiedergeboren, als ich sagen möchte, eure Vitalität beschämen.

Hört daher auf die Freude der Atome und Moleküle in euch, auf die Vitalität und Freude, die eure eigene Realität ist, auf die Schöpfung, die in euch stattfindet, auf die Schöpfung, die niemals endet und die eure ist. Befreundet euch mit ihr.

Und ich wünsche euch allen einen guten Abend. Die Segnungen, die ich euch geben kann, gebe ich euch, und jene, die ich euch nicht geben kann, sucht ihr selbst.

Eure Wesenheiten sind nicht fern. Eure Wesenheiten sind keine Superwesen, die euch wie einen Kieselstein in den Händen halten und euch dann plötzlich in die Jahrhunderte hinausschleudern und sagen: „Viel Glück, mein Freund!“ Ihr seid ein lebendiger Teil eure Persönlichkeit, lebendig in Raum und Zeit, verbunden mit eurer Wesenheit.

Euer Atem fließt konstant durch euch, und das betrachtet ihr als selbstverständlich. Eure Wesenheit ist so sehr ein Teil von euch wie euer Atem. Eure Wesenheit ist euer Rückhalt. Ihr könnt euren Atem nicht in eurer Hand halten, und ihr könnt eure Wesenheit nicht aus eurer Tasche ziehen und sagen: „Ha, ha, Genie.“

Aber mit dem Teil von euch, der sich nicht unbedingt mit Worten beschäftigt, kennt ihr eure Wesenheit. Wenn ihr am kreativsten seid, wenn ihr in Hochform seid, dann seid ihr, in jenem Sinn, ohne Worte in einem Zustand größerer Vertrautheit mit eurer Wesenheit. Eure Wesenheit ist in euch. Und daher müsst ihr in euch hineinschauen, aber ihr solltet weniger schauen als fühlen.

Denn das Gefühl eurer Wesenheit ist bei jedem von euch einzigartig. Denkt dabei nicht im Sinne einer Person. Denkt im Sinne eines Gefühls, und das wird euch zu einem inspirativen Verstehen dessen führen, was oder wer eure Wesenheit ist. Denn in einem größeren Sinne seid ihr mehr als ein Wer, und daher ist das auch für eure Wesenheit so.

Wie Ruburt in seinem „Aspekte“ entdeckt [Aspekt-Psychologie ist ein Teil des Buches „Dialog der Seele“], denkt ihr im Sinne einer Persönlichkeit, einer Person. Und so viele von euch denken, eurem eigenen Willen zum Trotz, an eine Superperson, an einen Superman, wenn ihr an eure Wesenheit denkt. Nur selten denkt ihr dabei an eine Superfrau! Das hat mit euren Fragen über Wesenheitsnamen und eure Interpretationen zu tun.

Befreit euch von diesem Konzept. Denkt an ein Wesen, das von euren Vorstellungen über eine Person frei ist, an eine psychologische Realität; frei von dem, was ihr als Persönlichkeit betrachtet; daher auch frei von Erfahrung an einem Ort und in einer Zeit; frei von einem Set von Charakteristika, die es sein eigen nennt. Denkt weniger, als dass ihr fühlt. Fühlt in euch nach Emotionen, die größer als eure Persönlichkeit zu sein scheinen. Und das wird euch ein Gefühl für eure Wesenheit vermitteln!"

(c) Seth-Verlag, 2014


DIE GLAUBENSSATZKISTE

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Susan M. Watkins war viele Jahre mit Jane Roberts und Robert Butts befreundet. Sie war schon früh Mitglied von Janes ASW-Klasse, die wöchentlich an der West Water Street in Elmira stattfand. Über ihre Zeit mit Jane, Rob und Seth hat Susan das wunderbare zweibändige Werk Im Dialog mit Seth geschrieben, in dem sie aufzeigt, was es bedeutete, sich Woche für Woche mit einem der größten spirituellen Lehrer aktiv auszutauschen und das Seth-Material aus erster Hand zu erfahren. Hier ein Auszug aus Band 1, Kapitel 5.
 

DIE GLAUBENSSATZKISTE: SETH GIBT UNS DIE AUFGABE, UNS SELBST DENKEN ZU HÖREN

Wie oft am Tag tut man es? Mehr als einem wirklich bewusst ist – das garantiere ich.

Denken wir einmal darüber nach: Wir stehen morgens auf. „Pfui, ich bin so ein fettes Schwein“, sage ich zum Spiegel. Ich setze mich an den Frühstückstisch. Schinken und Eier? Schinken ist vollgepackt mit krebserzeugenden Chemikalien – Eier verstopfen meine Arterien. Sicherer Tod auf dem Teller. Aber wenn ich nichts esse, habe ich nicht genügend Energie, um den Bus noch zu erwischen, oder noch weniger Energie, um einen weiteren deprimierenden Büroalltag durchzustehen mit all diesen langweiligen Lästermäulern, mit denen ich zusammenarbeite.

Und dann die Zeitung! Die Welt ist eine Schweinerei. Jedes Mal, wenn ich die Schlagzeilen lese, erhalte ich mehr Beweise, dass die Menschen einfach nur Tiere sind. Wenn uns die Atombombe nicht fertigmacht, werden es Krawalle um Nahrungsmittel sein. Schließlich wiederholt sich die Geschichte ja immer wieder; die menschliche Natur bleibt immer gleich – nicht wahr? Alle wollen dich nur erwischen. Mehr Disziplin, das ist es, was nötig ist... härter werden ... die Todesstrafe wieder einführen...

Okay, ich renne besser los auf den Bus... ich muss in Form bleiben, bin immerhin bald vierzig... alles geht den Bach runter, wenn man mal fünfundzwanzig gewesen ist... so viel schwieriger, ein paar Pfunde zu verlieren... nie hat mich früher die Grippe erwischt... langsam komme ich ins Alter, wo ich mir Sorgen machen muss... besser einen Routinecheck machen... wie ich doch die guten alten Zeiten vermisse...

Praktische Akzeptanz der Lebensart? Sturer Realismus? Die Logik des Offensichtlichen?

„Ihr erschafft eure eigene Realität“, sagte Seth uns wohl tausendmal. „Ihr erschafft die Welt, die ihr kennt, individuell und gemeinsam.“ In allen Büchern von Seth, in den Klassensitzungen und in den Erklärungen über das Funktionieren des physischen Universums steht diese Aussage im Mittelpunkt; sie ist in der Tat die grundlegende Aussage von „Wahrheit“ als solcher in Seths Philosophie. („Du bekommst das, worauf du dich konzentrierst“, lautete ein Seth-Satz, der auf der gegenüberliegenden Wand der Toilette im Badezimmer der Butts aufgehängt war, „es gibt keine andere Regel.“) In der Tat war: „Ihr erschafft eure eigene Realität“ ein Schlagwort der Klasse, das jahrelang ohne viel praktisches Verständnis als eine Art Heftpflaster für alles Elend gebraucht wurde. „Oh je“, seufzte jeweils jemand nach der Beschreibung eines schlimmen Erlebnisses, „ich nehme an, ich erschuf meine eigene Realität, nicht wahr?“ Und während Jane oder Seth oder die Klasse das Warum der Erlebnisse zu erraten versuchten, blieb das Wie des Erschaffens der eigenen Realität größtenteils unsichtbar und wurde nicht angesprochen. Im September 1972 wurden jedoch alle Heftpflaster weggerissen, und die darunterliegende Struktur der Ereignisse wurde aufgedeckt: Glaubenssätze.

Im Laufe des Jahres 1972 hatte Seth sein neuestes Buch Die Natur der persönlichen Realität in Jane und Robs privaten Montag- und Mittwochabendsitzungen diktiert. „Es ist schlichtweg fantastisch“, sagte sie uns einmal. „Ich frage mich jedoch, ob – mein Gott, Seth, du wirst das gesamte medizinische Establishment stinksauer machen.“ Das Buch, so sagte Jane, werde ein faszinierender, praktischer Ratgeber sein, um unbefriedigende Aspekte des privaten Lebens zu verändern. „Ich weiß nicht, worauf er aus ist, aber dieses Material wird höllisch durchtrieben sein“, sagte sie.

An einem Dienstagabend kam Jane nach der Pause mit einem Teil des Manuskripts der Persönlichen Realität zurück und begann, es uns in einer ruhigen und gleichmäßigen Stimme vorzulesen – mit einer intensiven inneren Erregung, die unter ihren Worten mitsummte. Der Einbahnverkehr quietschte und kämpfte sich durch die Straßen, um sich für die ein paar Häuserblocks entfernte, einzige gute Brücke von Elmira in Position zu bringen, nachdem die große Überschwemmung im Juni alle anderen Brücken zerstört oder geschwächt hatte. Durch die Fenster drangen vertraute Herbstgerüche, vermischt mit Schwaden von Flussschlammgestank, der sich noch monatelang bei jedem Regen bemerkbar machte. In der zerstörten unteren Wohnung arbeiteten Schreiner noch spätabends und versuchten, Böden, Wände und Decken wieder zusammenzusetzen, nachdem der Chemung-Fluss alles unter drei Metern schlammigen Wassers begraben hatte – genau wie auch meine eigene Parterrewohnung mit all meinen Besitztümern und Manuskripten. In diesem Umfeld, in den Nachwehen der Naturkräfte, hörten wir zum ersten Mal jene Gedanken, die uns aus dem geruhsamen Theoretisieren heraus und in die Realität unserer eigenen Aktionen hineinführen sollten.

Jane schaute von ihrem Manuskript auf. „Es steht alles genau hier, Leute“, sagte sie. „Das bedeutet, dass alles, was auch immer geschieht – Sue, wenn du denkst, du seist zu dick; oder wenn andere denken, sie seien allzu verletzlich oder die Welt sei widerwärtig oder dass du einen großartigen Job als Mutter machst oder was auch immer – eure persönlichen Glaubenssätze reflektieren alles nach außen und erschaffen dieses Erlebnis.“

„Alles, was man erlebt?“, fragte jemand, „Aber das kann nicht für alles zutreffen, weil es gewisse Tatsachen gibt, die man nicht...“

„Gemäß dem hier“, unterbrach Jane in dieser hellen und schnellen Stimme, die so oft neues Material ankündigte, „ist alles, was ihr als ‘Tatsache’ betrachtet, ein unsichtbarer Glaubenssatz!“ Sie grinste. „Ein unsichtbarer Glaubenssatz, Leute!“

Jane zitierte aus dem Manuskript: „Ihr betrachtet eure Glaubenssätze über die Realität als Wahrheit und stellt sie oft gar nicht in Frage. Sie scheinen für sich selbst sprechend zu sein. Sie erscheinen in eurem Kopf als Aussagen über viel zu offensichtliche Tatsachen, um überprüft zu werden. Sie werden nicht als Glaubenssätze über die Realität erkannt, sondern stattdessen als Charakteristika der Realität selbst betrachtet.“

Dann ließ uns Jane eine einfache Übung machen: Jede und jeder von uns nahm ein Stück Papier und einen Bleistift und schrieb ein paar Glaubenssätze auf, die wir für uns selbst als wahr betrachteten. „Ich bin eine siebenundzwanzigjährige Schriftstellerin; ich muss zehn Kilos abnehmen“, schrieb ich ziemlich unbekümmert. „Ich kann mich sehr gut an meine Träume erinnern, aber meine Finanzen kann ich nicht in Schach halten.“ Ich fragte mich, wie man gewisse Tatsachen der Existenz in Abrede stellen konnte – wie zum Beispiel siebenundzwanzig zu sein oder vierzig oder fünfzig oder fünf, oder Mann oder Frau, oder sogar dünn oder dick oder sonst irgendetwas im physikalischen Sinne?

„Ich bin ein dreiundzwanzigjähriger Mann und habe keinen Job länger als zwei Tage nacheinander behalten“, las Richie Kendall vor. Ein anderes Mitglied schrieb: „Meine Eltern hassten mich – sie schlugen mich regelmäßig bis ich vierzehn Jahre alt war. Einmal schlug mich mein Alter mit einem Stück Abflussrohr.“ Er blickte von seinem Blatt auf. „Ich meine, wie kann das ein Glaubenssatz sein?“, fragte er. „Es geschah ja wirklich, nicht wahr?“ Verschiedene andere lasen ihre Mini-Essays vor. „Ich bin eine gute Hausfrau und Krankenpflegerin, aber ich möchte auch meine schriftstellerischen Fähigkeiten entwickeln“, erklärte Mary Strand.

An diesem Punkt kam Seth durch.

„Euer Bewusstsein – es realisiert, dass ihr eure eigene Realität erschafft, und wenn sie euch nicht gefällt, dann müsst ihr eure Glaubenssätze und Gedanken und Erwartungen verändern“, sagte Seth. „Jedes Individuum tut das und ihr könnt es auch tun. Wenn ihr nicht dazu bestimmt wärt, eure physische Realität mit einem bewussten Verstand einzuschätzen, würdet ihr keinen bewussten Verstand brauchen. Wenn ihr eine physische Realität nicht als Kontrapunkt und als Rückinformation brauchen würdet, könntet ihr alles auf mentale Weise machen.

„Aber euer bewusster Verstand ist dazu da, um klar und deutlich die physische Realität einzuschätzen. Euer bewusster Verstand ist dazu da, um bewusst zu sein. Ihr müsst euch nur der Inhalte eures bewussten Verstandes gewahr sein. Es gibt dort keine Geheimnisse. Ihr seid nicht eure Gedanken. Ihr seid das Selbst, das die Gedanken hat! Ihr seid nicht eure Glaubenssätze. Ihr seid das Selbst, das sie hegt und pflegt – und ihr könnt sie ändern!“

„Ihr müsst nur die Wahrheit verstehen, dass ihr ganz praktisch jene Bereiche der Existenz ändern könnt, die euch Mühe machen. Aber ihr müsst mit euch selbst und mit eurem bewussten Verstand beginnen – und mit viel Freude!“

Nachdem er betont hatte, wie wichtig es sei, „die Energie zu spüren, die euch erfüllt, wenn ihr über eure Erlebnisse erfreut seid und diese Energie und diese Gefühle dann in die anderen unangenehmen Bereiche zu übertragen“, gab Seth uns die erste seiner „Glaubenssatzaufgaben“: Wir sollten in unserem Kopf die Glaubenssätze aussortieren, die wir über uns selbst hatten und sie im Laufe der Woche aufschreiben. „Ihr wisst, was ihr glaubt“, sagte er. „Ich meine damit nicht verborgene Wünsche, sondern bewusste Gedanken, die ihr habt. Ihr macht es euch zu schwierig.“

Während der nächsten paar Jahre gab uns Seth Glaubenssatzaufgaben in so spezifischen Bereichen wie „der Körper, mein Körper“, „Kinder, Eltern; Männer, Frauen; Sex, Liebe“, „Gesundheit, Reichtum und Rasse“, „Zeremonien und Rituale“, „Verantwortung und Spaß.“ Es versteht sich von selbst, dass die meisten unserer Aufsätze zutiefst persönlich waren. Manchmal lasen wir unsere eigenen vor; manchmal legten wir die Papiere auf einen Haufen, mischten sie und suchten dann der Reihe nach eines heraus und lasen es laut vor. Dann musste die Klasse versuchen zu erraten, wer was geschrieben hatte.

Als Erweiterung seiner ursprünglichen Glaubenssatzaussage drehte sich Richie Kendalls leidenschaftlicher Aufsatz um die Schwierigkeiten mit der Arbeitswelt und was er als deren schädlichen Einfluss auf den kreativen Geist betrachtete. „Natürlich wäre ich nicht in der Lage, eine Arbeitsstelle zu behalten“, stellte er fest, „weil ich glaube, dass eine Nullachtfünfzehn-Routine meine Kreativität und alle Freuden meiner Jugend zerstören würde.“ Zusätzlich glaubte er, dass die Erwartungen der Welt bezüglich Männlichkeit auch seine Freiheit zerstören würden, zum Beispiel die Freiheit stundenlang Paddeltennis, sein Lieblingsspiel, zu spielen; die Freiheit, sich mit seinem „glücklichen Kindheitsselbst“ zu identifizieren; die Freiheit, seinen eigenen Weg auf seine eigene Art zu finden, Songs zu schreiben und Musik zu machen. Andererseits stellte Mary Strand einen lustigen und gut geschriebenen Aufsatz über die Ängste vor, unter Kreativität begraben zu werden, außer man wäre in irgendeinem regulären Job verankert.

„Oh Gott“, stöhnte Richie, als Mary fertig gelesen hatte. „Ich nehme an, dass das für dich stimmt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Achtstundenarbeitstag meine Kreativität anklickt. Ich meine, wie kann ich mich selbst in irgendeinen Mistjob vergraben wie das offensichtlich so viele Leute tun? Warum sollte ich mir das antun?“

Hier setzte Seth ein.

„Nun, ich sage dir jetzt etwas – heute Abend, wo du nicht um meinen Rat gebeten hast“, sagte Seth zu Richie. „Nun, spiel Paddeltennis mit dem Universum. Spiel Paddeltennis mit dem Universum!“

„Absolut klar“, stimmte Richie erfreut zu und klatschte in die Hände.

„In banalerem Sinne – in viel banalerem Sinne – geh hinaus!“, fuhr Seth fort. „Geh in die Welt hinaus. Suche nach deinem eigenen Lebensunterhalt. Du hast die Energie. Du hast die Kreativität. Es gibt keinen Job, den du fürchten musst, keinen Wettbewerb, vor dem du dich verstecken musst. Du wirst deine Kreativität in ehrlicher Arbeit nicht verlieren, sondern sie finden, denn sie wird der Kreativität in dir eine neue Quelle hinzufügen. Allerdings brauchst du dafür mehr innere Sicherheit.

„Und es gibt nichts, was du fürchten musst. Du bist kein Junior-Selbst. Es ist nicht nötig, dich selbst in diese Position zu manövrieren. Du bist kein Kind mehr, du bist ein junger Mann. So geh denn mit dieser jungen Männlichkeit hinaus ins Universum und finde dich selbst und das Universum. Spiel Paddeltennis mit ihm!

„Und ich sag dir nochmals, weil ich ein solch großartiger, exzentrischer alter Onkel bin – oder weil ich mir erlaube, als ein solch großartiger, exzentrischer alter Onkel zu erscheinen – dass du in der Tat triumphieren kannst und dass ein Nullachtfünfzehn-Job dich nicht zerstören wird. Wie zerbrechlich musst du dir selbst vorkommen! Als was für eine Fallgrube musst du einen Job betrachten, dass er deine Männlichkeit verschlingen würde und du ihm nie entkommen könntest!

„Wenn du mit deinen Glaubenssätzen arbeitest, wirst du herausfinden, dass du dich selbst und deine natürliche Neugier auf die Welt blockiert hast, vor lauter Angst, dass du minderwertig und nicht ‘bereit’ dafür bist. Und deshalb versteckst du dich. Aber die großartige körperliche Realität des Körpers und deine begnadete Neugier drängen dich stets dazu, in die reale Welt hinauszugehen und sie auf deine Art zu erleben.

„Und wenn dir das nun auch seltsam erscheinen mag: Wenn du dir selbst deine volle Spontaneität erlauben würdest, wärst du draußen in der Welt, würdest mit Menschen verkehren, Arbeitsstellen haben, sie wieder verlassen, dich selbst mit der Welt auseinandersetzen, das heißt, deine Fähigkeiten brauchen, ein Geben und Nehmen mit dem Universum erleben, und aus diesem Geben und Nehmen heraus würdest du deine Songs schreiben, sogar aus Qualen oder aus Überschwänglichkeiten heraus. Aber du verleugnest die Realität deiner Emotionen und deiner Gefühle.“

„Wenn ich dich richtig verstehe“, sagte Richie, „wäre also herumzusitzen und Songs zu schreiben auf irgendeine verrückte Art eine genauso einfache Ausflucht wie Paddeltennis zu spielen?“

„Die Songs sind keine Ausflucht, aber deine Glaubenssätze über die Songs sind es“, antwortete Seth. „Die Songs sind kreativ und gut und das Hinausgehen in die Welt ist kreativ und gut.

„Nun“, sagte Seth dann zu uns allen, „Ich will, dass ihr alle eure Glaubenssätze im gleichen klaren Licht betrachtet. Denn ich habe unseren Freund [Richie] hier benutzt, ihm aber auch einen guten Rat gegeben, so dass ihr alle sehen könnt, wie ihr eure eigenen unsichtbaren Glaubenssätze handhabt!“

Seth riet uns oft, spielerisch mit Glaubenssätzen umzugehen und zu verstehen, dass einschränkende Glaubenssätze keine wuchtigen und unmöglichen Barrieren sind. „Kinder spielen voller Freude mit Bauklötzen“, sagte er zu uns, „und wenn sie etwas bauen, das ihnen nicht gefällt, zerstören sie es ohne Bedauern wieder und bauen etwas Neues...

(c) Seth-Verlag, 2014

Seit 2018 Chief Publisher, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway. Übersetzer und Autor. Vorher als Geschäftsführer des Seth-Verlags sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Lugano tätig.

Experte für Kommunikation, Media Management, Verlagswesen, professionelle Übersetzungen, Veröffentlichungen von digitalen Publikationen von internationalen und nationalen Autoren, Spezialist für Amazon-Publikationen, Medien-Digitalisierung.