Unbekannte Jane Roberts, Teil 2 - Referat vom Seth-Treffen 2019
Liebe Seth-Leserinnen, liebe Seth-Leser
Am Seth-Treffen 2018 in Hohenwart hatte ich Gelegenheit, ein Referat mit dem Titel „Unbekannte Jane Roberts, Teil 1“ zu halten. Thema dieses Referats war Material über Jane, Rob und Seth, auf das man in der Regel nur Zugriff hat, wenn man sich direkt in der Sterling Memorial Library der Universität Yale in New Haven aufhält, wo das gesamte Seth-Material archiviert wird. Am Seth-Treffen 2019 hielt ich dann einen Folge-Vortrag, der den Titel „Unbekannte Jane Roberts, Teil 2“ trug, wovon hier eine etwas gekürzte Fassung folgt.
Mit herzlichen Grüßen, Maurizio Vogrig, Seth-Verlag
Liebe Seth-Freunde und -Freundinnen, ich begrüße euch ganz herzlich zum Referat UNBEKANNTE JANE ROBERTS, TEIL 2, mit dem ich an das Referat vom letzten Jahr anknüpfe. Ich beginne aber, indem ich kurz etwas zu den neuen Veröffentlichungen der Seth-Klassiker im Seth-Verlag sage.
Im Frühjahr 2018 konnten wir Die Natur der persönlichen Realität und im Herbst gleichen Jahres dann Das Individuum und die Natur von Massenereignissen veröffentlichen. Im Frühling 2019 folgte dann die Neuübersetzung von Die Natur der Psyche und vor ca. einem Monat auch die Veröffentlichung von Band 1 Die „unbekannte“ Realität.
Diejenigen, die sich dieses Buch bei seinem ersten Erscheinen als deutsche Übersetzung gekauft haben, wissen vielleicht noch, dass es damals – 1989, also auch schon vor 30 Jahren – in 2 Bänden erschien, einem relativ dünnen von ca. 300 Seiten und einem dickeren von ca. 500 Seiten. Band 2 der neuen Ausgabe, beziehungsweise der neuen Übersetzung, wird in 2 Teil-Bänden erscheinen, nämlich als Bände 2.1 und 2.2.
Wir haben uns für diesen Schritt aus mehreren Gründen entschieden, hauptsächlich aber darum, weil wir die Bücher so gestalten wollen, dass alle Texte in einer vernünftigen, gut lesbaren Schriftgröße gesetzt werden können. Das bedeutet, dass auch den zahlreichen Fußnoten und Anhängen genügend Raum gegeben wird. Ein großer Teil der Faszination, die von „Unbekannte“ Realität ausgeht, basiert nicht zuletzt auf Robs außerordentlich interessanten Anmerkungen, in denen er sich immer wieder auf Seth-Material bezieht – und dieses dort großzügig zitiert –, das sich an keiner anderen Stelle der übrigen Seth-Bücher findet und auch sonst größtenteils nicht veröffentlicht wurde. Mit dem neuen Layout möchten wir auch optisch ausdrücken, dass es sich bei Robs Anmerkungen um Material handelt, das im Rahmen der gesamten Seth-Literatur einen wichtigen Stellenwert einnimmt und keine Nebensache darstellt.
Nun zu einem leider traurigen Geschehnis aus unserem Verlagsleben, das sich dieses Jahr (2019) ereignet hat.
Völlig überraschend hat uns im Juli 2019 unsere Lektorin Ulrike Gauert verlassen. Wie einige von euch vielleicht wissen, war sie schon seit vielen Jahren für uns tätig und immer sehr engagiert, wenn es ums Seth-Material ging. Bis wenige Tage vor ihrem physischen Tod befasste sie sich noch mit Band 1 von „Unbekannte“ Realität. Die letzten Jahre hatte Ulrike halb in Norddeutschland, halb auf La Palma gelebt, wo sie neben ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Seth-Material auch ein eigenes biografisches Buch schrieb, in dem sie einerseits die Geschichte um die Entnazifizierungsprozesse ihres Vaters schildert und andererseits ihr Leben als Kind im spannungsgeladenen Umfeld in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erzählt. Wir vermissen Ulrike sehr, wissen aber auch, dass sie weiter aktiv ist und duch ihr intensives Studium des Seth-Materials bestens auf ihre weiteren Entwicklungsschritte vorbereitet ist.
Nun noch kurz etwas zu diesem Gemälde von Jane Roberts, das bereits auf dem Eingangsbild zu sehen war.
Es stammt vom Wiener Künstler Hannes Scheucher, hier in seinem Atelier in Wien.
In der MW-Ausgabe Nr. 3 von 2012 findet man ein Porträt über diesen außergewöhnlichen Künstler, der selbst auch sehr mit dem Seth-Material verbunden ist.
Ich möchte euch kurz einen Ausschnitt aus dieser MW vorlesen, in der Hannes so gut ausdrückt, was wohl die meisten von uns auf die eine oder andere Weise empfunden haben, als wir dem Seth-Material begegneten:
„Als ich 1979/80 die ersten Seth-Bücher in die Hände bekam, hatte ich seit über zehn Jahren eine geistig-religiöse Weltanschauungs-Krise durchlebt. Auch die Malerei war an einem Tiefpunkt … Es war das erste Seth-Buch – SETH SPRICHT –, das wie ein Blitzstrahl aus „heiterem“ Himmel kam und meine seelisch-geistige Suche erhellte. Ich wurde begeisterter Seth-Leser. Immer, wenn ein neues Seth-Buch in deutscher Sprache erschien, habe ich es sofort gekauft. Es war eine Botschaft, die mit meinem Herzen und meinen inneren Gefühlen übereinstimmte. Es hat alle meine Fragen nach Gott, Tod und Jenseits, Glück und Unglück – persönlich und in der Welt – gelöst und mir viele weitere Rätsel des Lebens und der Welt erklärt. So begann ich meine Gedanken im Sinne von Seth zu ändern. 1984 gab es dann auch in der Malerei einen Neuanfang! Die Seth-Bücher sind mir die wichtigsten Bücher in meiner Bibliothek geworden – auf alle anderen könnte ich verzichten. Ich lese immer wieder die Seth-Botschaften, vieles begreift man erst nach und nach. Als Maler habe ich viele historische Persönlichkeiten gemalt, so war es für mich nur eine Frage der Zeit, dass ich auch eines Tages die große Persönlichkeit Jane Roberts malen würde. Ich habe das Porträt von Jane aus Dankbarkeit für ihre großen Verdienste als Übermittlerin der Seth-Botschaften gemalt. Sie ist das Sprachrohr – symbolisch hält sie ein Rohr in der Hand im Bild. Sie hat die Texte für uns gesprochen. Das rote Sternenkleid, das Jane in meinem Bilde trägt, drückt das Universum aus und alle Geheimnisse, die Seth uns brachte. Das Symbol der Pyramide über dem Kopf ist ein Hinweis auf Janes Empfinden, wenn „Seth Zwei“ sprach. Die blumenartigen Gebilde im Bildhintergrund drücken die Botschaften von Seth aus, die auf Jane einstürzen. Jane Roberts‘ Leben und ihre Arbeit als Medium waren ein Glück für die Welt.“
Nun also zum eigentlichen Referat, das wie folgt aufgebaut ist:
Teil 1: Hintergründe zur Entstehung von „Unbekannte“ Realität: „Es ist alles so schwierig“
Teil 2: Seth in einer ASW-Klasse über Die „Unbekannte“ Realität
Teil 3: Angetönt, aber unveröffentlicht: Die „Jerusalem“-Sitzung
Teil 4: Ausschnitt aus dem Film „Jane Roberts & Robert Butts – A Family Album Tour“
Teil 5: Ein Seth-Museum und -Lernzentrum in Elmira
Teil 1: Ich finde, dass die beiden Bände von „Unbekannte“ Realität zu den anspruchsvollsten Seth-Texten gehören. Keiner der früheren und auch keiner der späteren Texte stellt den Leser, die Leserin vor eine so große Herausforderung und verlangt so viel Geduld. Seth war sich durchaus bewusst, dass er seiner Leserschaft mit diesem Buch viel abverlangt und sagte selbst:
„Die Realität hat weder einen Anfang noch ein Ende. Es gibt tatsächlich ein sich ausdehnendes Universum, und es wird in der ewigen Gegenwart geformt. In meinem Buch werde ich auf diese Prinzipien eingehen, doch einige von euch werden mir nicht folgen. Ihr erschafft eure eigene Realität. Das gilt und ist wahr, ob ihr mir in diese anderen Bereiche folgt oder nicht … Denjenigen von euch, die mich aber begleiten, verspreche ich ein Abenteuer, eine schöpferische Bewusstseinsveränderung und Erfahrungen, die über jene hinausgehen, die ihr schon gemacht habt.“
Neben dem eigentlichen Werk, in diesem Fall Die „unbekannte“ Realität, interessiert mich auch immer, was sich parallel dazu im Leben von Jane und Rob ereignete und wie sich die jeweils aktuelle Arbeit auf ihren Alltag auswirkte. Hauptquellen für solche Informationen sind in erster Linie Janes Tagebücher, aber auch ihre Traumnotizbücher oder Korrespondenz, entweder zwischen Jane und Rob, aber auch zwischen diesen beiden und Tam Mossman, ihrem Redakteur bei Prentice-Hall.
Dieses ganze persönliche Material befindet sich heute in der Sterling Memorial Library der Universität Yale in New Haven. Jeder, der sich dafür interessiert, kann sich diese Dinge anschauen und damit arbeiten.
„Unbekannte“ Realität war das dritte offizielle Seth-Buch nach Seth Spricht, 1972, und Die Natur der persönlichen Realität, 1974.
West-Water-Street-458-Adresse – hier links im Bild – in Elmira entstand. Danach, 1975, zogen Jane und Rob ins Hügelhaus etwas außerhalb von Elmira um – rechts auf dem Bild. 1975 war übrigens auch das Jahr, in welchem Jane die ASW-Klasse auflöste. Einzelne Mitglieder fanden sich dann gelegentlich noch zu sogenannten „Nicht-Klassen“ bei Jane und Rob im Hügelhaus ein.
Das reine Diktat von „Unbekannte“ Realität entstand zwischen Februar 1974 und April 1975, worauf die Nacharbeiten folgten, also vor allem das Verfassen der Anmerkungen in den einzelnen Sitzungen selbst und dann auch der zahlreichen Buchanhänge, die teilweise selbst länger als die eigentlichen Sitzungen sind und viel Seth-Material enthalten, das damals noch in keinem anderen Buch veröffentlicht war, also etwa aus den Frühen Sitzungen 1 bis 510. Die beiden Bände erschienen schließlich 1977, Band 1, und 1979, Band 2.
Parallel zu den Nacharbeiten der beiden Bände von „Unbekannte“ Realität in den Jahren 75 bis 79 arbeiteten Jane und Rob noch an einer eindrücklichen Zahl weiterer Werke und veröffentlichten diese auch:
1975: Bewusstseinsabenteuer: Eine Einführung in die Aspekt-Psychologie
1976: Politik der Psyche: Ein Buch über die Aspekt-Psychologie
1977: Die Weltsicht von Paul Cézanne: Eine mediale Interpretation
1978: Das Nachtod-Journal eines amerikanischen Philosophen: Die Weltsicht von William James
1979: Emirs Ausbildung im rechten Gebrauch der magischen Kräfte
1979: Die Natur der Psyche: Ihr menschlicher Ausdruck (Diktat Juli 75 bis April 77)
Die „unbekannte“ Realität umfasst die Sitzungen 679 bis 744 plus 27 Anhänge und erschien 1989 zum ersten Mal in deutscher Sprache. Es ist das einzige der „offiziellen“ Seth-Bücher, das in nur einer einzigen Auflage veröffentlicht und nach Verkauf dieser Auflage nicht wieder aufgelegt wurde. Ein Grund hierfür ist bestimmt, dass der Hype um das Seth-Material damals schon seinen Zenit überschritten hatte. 1990 erschien zwar noch das 2-bändige Werk Träume, „Evolution“ und Werterfüllung, aber damals schon nur unter der Bedingung, dass sich die Seth-Vereinigung bereit erklärte, eine beträchtliche Anzahl beider Bände selbst zu kaufen, die wir dann auch in der Folge jahrelang von Treffen zu Treffen mitschleppten.
Wie gesagt, verlangt „Unbekannte“ Realität von den Leserinnen und Lesern einiges ab, und man hangelt sich sozusagen von einem Abschnitt zum anderen und klaubt dabei die Dinge heraus, die man zu begreifen glaubt. Aber Seth sagt ja an mehreren Stellen im Material, dass es nicht primär die oberste Bewusstseinsebene ist, für die er seine Bücher schreibt und dass man seine Botschaft durchaus aufnimmt, wenn auch möglicherweise mit anderen als den üblichen Bewusstseinsanteilen. Im Buch selbst wird deutlich, dass es Jane und Rob während der Entstehung auch nicht viel anders ging.
„Unbekannte“ Realität beginnt zwar mit Sitzung 679, aber bis Sitzung 683 ist sich Rob überhaupt nicht sicher, ob Seth so kurz nach Fertigstellung von Natur der persönlichen Realität tatsächlich schon wieder ein neues Buch begonnen hat. So schreibt er:
„Ich habe ein paar Fragen“, sagte ich, nachdem Jane sich etwas ausgeruht hatte. „Ich wollte sie zuerst während der Durchgabe stellen, aber ich habe vor den Antworten etwas Angst – wenigstens vor den ersten beiden.“ Das meinte ich nur halb im Spaß.
Die erste Frage war mir durch den Kopf gegangen, seit Seth vor zwei Wochen mit Sitzung 679 durchgekommen war:
„Handelt es sich bei den jüngsten Sitzungen um den Beginn eines neuen Buches?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Jane. „Das Material scheint nicht von der Art eines Buches zu sein, aber als ich nach den beiden letzten Sitzungen begann, im Schlaf Material zu erhalten, fragte ich mich schon …“
Ich musste lachen: Sie hatte mir gegenüber von ihren eigenen Vermutungen nichts gesagt. Gleichzeitig dachte ich, sie könnte sich gegen den Gedanken eines so baldigen weiteren Seth-Buches sperren, da wir noch immer mit redaktionellen Arbeiten für das vorangegangene Buch, Persönliche Realität, beschäftigt waren. „Vielleicht sind diese Sitzungen für deine eigene schriftstellerische Arbeit bestimmt“, spekulierte Jane. „Sie gefallen mir zwar sehr – aber ein weiteres Buch? Jetzt?“
Und Seths Antwort nach der Pause:
Nun: „Die ‚unbekannte‘ Realität (Doppelpunkt): Ein Seth-Buch.“ Und setze „unbekannte“ in Anführungszeichen. Es ist zweierlei: Ein Buch von mir und ein Quellenbuch für dich. Folgst du mir?
(„Ja … Du meinst, ich kann dein Buch in Verbindung mit meinem eigenen Schreiben nutzen?“)
Das tue ich in der Tat.
Und nachdem die Sitzung zu Ende war:
„Für mich beginnt es überhaupt nicht wie ein Buch“, sagte Jane. „Es scheint nicht so einfach zu sein wie die anderen. Vielleicht zieht er es dieses Mal auf seine eigene Weise durch … Ich kann ganz ehrlich sagen, dass mir der Titel völlig unbekannt war.“ Sie lächelte über ihr unabsichtliches Wortspiel mit „unbekannte“ Realität.
„Bist du bereit, ein neues Buch zu beginnen, Rob?“
„Nun ja …“
„Was, zum Teufel, wird wohl drinstehen?“, fragte sie. „Wirklich – worauf kann er nur aus sein, wenn man bedenkt, wo er angefangen hat? Ach, vergiss es! Als ich damit herauskam, empfing ich hier drüben etwas“ – sie zeigte nach rechts und wies so auf einen der von Seth erhältlichen Informationskanäle – „über die Unvorhersehbarkeit des Bewusstseins und über Präkognition und Vererbung: die Seele der Zelle und die Zelle der Seele …“
Wie ich es getan hatte, als sie mit der Übermittlung der anderen Seth-Bücher begann, schlug ich Jane auch jetzt vor, sie soll die ganze Sache entspannt angehen und Seth einfach seine Arbeit machen lassen. Wir machten um 00.03 Uhr schließlich Feierabend.)
Das Material in „Unbekannte“ Realität fordert aber nicht nur die Leser; vielmehr hatte auch Seth damit zu kämpfen, seine Konzepte für uns verständlich darzustellen. So sagt er zum Beispiel:
„Was ich im Begriff bin zu erklären, ist schwierig. Es findet sich absichtlich noch in keinem der anderen Bücher, weil zuvor einfach bestimmte Überzeugungen aufgegeben werden müssen, bevor diese Konzepte überhaupt akzeptiert werden können.“
„Es ist schwierig, dies zu erklären, ohne mir scheinbar selbst zu widersprechen.“
„Das ist schwierig zu erklären, weil eure Konzepte von Selbstheit so beschränkt sind.“
„Dies mit Worten auszudrücken, ist erneut schwierig, …“
„Es ist jedoch schwieriger – viel schwieriger –, das umfassendere Bild darzustellen.“
„Es gibt zum Beispiel für einige Gedanken, die ich zu vermitteln hoffe, keine Worte.“
„Es gibt vieles, das extrem schwierig zu erklären ist, weil nur schon eure verbale Struktur von gewissen Voraussetzungen ausgeht.“
Seth Spricht und Die Natur der persönlichen Realität waren also sozusagen Vorbereitungsbücher für Die „Unbekannte“ Realität, da Seth hier wirklich auf den Kern der Dinge eingeht, und Seth ist sich auch klar darüber, dass vielleicht nicht alle seiner treuen Leserinnen und Leser bereit sind, diesen nächsten Schritt zu gehen.
Sitzung 744 vom 23. April 1975 ist die letzte Sitzung von „Unbekannte“ Realität. In Sitzung 750 kommt Seth aber nochmals auf dieses Buch zu sprechen und sagt:
Das Buch Die Natur der persönlichen Realität schrieb ich als Handbuch für Menschen, die noch immer in der offiziellen Art von Bewusstsein zentriert sind, die von euch anerkannt wird, und es sollte ihnen helfen, ihre Überzeugungsmuster zu verändern, die in eurer Realität so gültig erscheinen.
Die „unbekannte“ Realität schrieb ich für dieselben Menschen, um ihnen Einblicke in alternative Realitätsmuster zu ermöglichen. Es sollte ihnen als Karte dienen, die sie nicht in ein weiteres objektiviertes Universum per se führt, sondern auf innere Bewusstseinsbahnen. Diese inneren Bahnen oder Stränge aus Bewusstsein bringen Elemente ins Spiel, die zu erkennen ermöglichen, dass das, was ein objektiviertes Universum ausmacht, tatsächlich ganz anders wahrgenommen werden kann. Ihr seid Teil dessen, was ihr wahrnehmt. Wenn ihr euren Wahrnehmungsfokus verändert, verändert ihr automatisch auch die objektivierte Welt. Es ist nicht so, dass ihr sie einfach auf unterschiedliche Weise wahrnehmt, während sie grundsätzlich und ungeachtet eurer Erfahrungen dieselbe bleibt. Der eigentliche Akt der Wahrnehmung hilft, das wahrgenommene Ereignis zu formen und ist selbst auch ein Teil davon.“
Teil 2: Erfreulicherweise gibt es eine Ton-Aufnahme, in der Seth während einer ASW-Klasse über sein Buch Die „unbekannte“ Realität spricht. Es handelt sich um einen Klassenabend, der 10 Tage nach Sitzung 679, der ersten Sitzung von Band 1, und noch im alten Haus an der West Water Street stattfand.
Zu Beginn der Klasse erzählte Jane, dass Seth ein neues Buch begonnen hat – dass er tatsächlich schon einige Zeit daran arbeitet, nämlich Die „unbekannte“ Realität. Darin geht Seth auch ausführlich auf das Thema Wahrscheinlichkeiten ein, ein Thema, das er einige Wochen zuvor in der Klasse gestreift hatte. Und darum unterhielten sich, bevor Seth sich einbrachte, die Klassenteilnehmer auch über Wahrscheinlichkeiten. Dann schaltete sich Seth ein:
Seth: „Indem ihr über diese Konzepte und Theorien nachdenkt, erweitert ihr euer Bewusstsein. Die Theorien selbst erweitern euer Bewusstsein, wenn ihr euch mit ihnen befasst. Und da ein Teil eures, in Anführungszeichen, „Wachstums“ in dieser Klasse erfolgt, indem ihr euch miteinander austauscht und eure eigenen Fragen und sogar eure eigenen Versionen dessen, was ich gesagt habe, entwickelt, wird es euch möglich sein, zu einem gewissen Grad das Gefühl für eure Multi-Persönlichkeit zu spüren.
Nun überlasse ich euch wieder euren eigenen Betrachtungen. Sie sind interessant! Indem ihr mit diesen Konzepten spielt, spielt ihr mit euren eigenen Fähigkeiten. Ihr nutzt die Bewusstseinsmuskeln, und sie wachsen und werden stärker. Und dann könnt ihr euch immer mehr auf sie verlassen …“
Ein Teilnehmer: „Ist es zu diesem Zeitpunkt möglich, eine Inkarnation zu erschaffen, die sich in unserem Sinne in der Vergangenheit abspielt?“
Seth: „Das ist tatsächlich möglich. Ihr tut das die ganze Zeit. Wenn ihr begreift, dass die Zeit nicht auf die Weise existiert, wie ihr euch das vorstellt, und wenn ihr das mit dem Konzept verbindet, dass der Kraftpunkt in der Gegenwart liegt, was ihr darunter versteht, dann werdet ihr euch nicht der Gnade von Reinkarnationsselbst ausgeliefert fühlen oder wahrscheinliche Selbst als Schreckgespenster sehen, die in der Nacht hinter eurem Bewusstsein herjagen. Ihr werdet sehen, dass eure Realität JETZT ist, und von dieser Realität aus werden Wahrscheinlichkeiten ausgestreut, wie Blumen ihre Samen ausstreuen. Verweigert ihr euch daher die Samen eurer Selbst?
In der euch bekannten Zeit sendet ihr bereitwillig und freudig Kinder in die Generationen der Zeit aus, so wie ihr sie versteht. So sendet ihr auch, wenn ihr es auf diese Weise betrachten möchtet, Kinder in wahrscheinliche Realitäten aus. Ihr bringt sie wiederum zur Welt, wie Blumen ihre Samen aussenden.
Nun, die Realität hat keinen Anfang und kein Ende. Hoffentlich – hoffentlich – HOFFENTLICH bekommt ihr in eurem Sinne der Zeit einen Schimmer dessen, was ich meine. Es gibt tatsächlich ein sich ausdehnendes Universum, und es wird in der ewigen Gegenwart geformt. Mein Buch wird tatsächlich, so weit ich es kann, auf diese Prinzipien eingehen, und einige werden mir nicht folgen. Ihr erschafft eure eigene Realität. Das gilt und ist wahr, ob ihr mir folgt oder nicht oder ihr daran interessiert seid, mir in diese anderen Bereiche zu folgen; ob es euch interessiert, dass das Universum weder Anfang noch Ende hat oder nicht. Ob ihr euch auch nur ein bisschen für wahrscheinliche Selbst interessiert oder nicht – ihr erschafft dennoch eure eigene Realität. Es ist also nicht notwendig, dass ihr mir alle folgt. Denjenigen von euch, die mir aber folgen, verspreche ich ein Abenteuer, eine schöpferische Bewusstseinsveränderung und Erfahrungen, die, in eurem Sinne, über jene hinausgehen, die ihr schon gemacht habt. Ihr schaut die Welt um euch herum an und staunt über den Reichtum und die Vielfalt der physischen Spezies. Glaubt ihr, die innere Welt sei nicht ebenso reichhaltig, oder sogar noch reichhaltiger, gültiger? Glaubt ihr, es gibt nur eine Art von Bewusstsein?
Eure Welt wird kontinuierlich aus der unermesslichen Unvorhersehbarkeit des Bewusstseins erschaffen. Ihr bildet eure eigene Vorstellung von Bedeutsamkeit, und davon ausgehend bildet ihr eure Vorstellung von euch selbst und eurer Welt. Ihr müsst aufhören, im Sinne eines gewöhnlichen Fortschreitens zu denken …”
Teil 3: Es gibt wohl kein anderes Seth-Buch, das so viele Fußnoten und Anmerkungen enthält wie „Unbekannte“ Realität. Allein in Band 1 gibt es bereits 183 Fußnoten und 11 ausführliche Anhänge. Viele Leute lesen sie nicht, weil sie glauben, nur das „reine“ Seth-Material sei wichtig. Aber bei einer solchen Leseweise verpasst man sehr viele interessante Informationen, die sich längst nicht nur mit Janes und Robs Leben befassen – was selbst schon äußerst spannend ist.
Gerade in „Unbekannte“ Realität stellt Rob in den Fußnoten interessante Querverweise zu anderem Material her, das entweder Seth Spricht, Natur der persönlichen Realität oder einer der frühen Sitzungen entstammt, die damals noch nicht veröffentlicht waren. Und er macht auch Hinweise auf Sitzungen, die auch heute noch nicht veröffentlicht sind. So schreibt er zum Beispiel in Fußnote 2 zu Sitzung 679, der ersten Sitzung von „Unbekannte“ Realität, Band 1:
„Seth hatte Persönliche Realität vor über sechs Monaten fertiggestellt. Danach setzten wir unsere regulären Sitzungen aus, waren aber so beschäftigt wie immer … Jane führte ihre ASW-Klassen durch, wann immer sie konnte, und arbeitete an ihren eigenen beiden Büchern Bewusstseinsabenteuer und Dialoge zwischen der Seele und dem sterblichen Selbst in der Zeit. Sie führte auch einige private Sitzungen für uns beide über verschiedene Themen durch.
Einen Teil einer dieser Sitzungen bezeichneten wir schließlich als Sitzung 678 und fügten sie unseren Aufzeichnungen hinzu, da das Material, das Jane auf meinen Wunsch hin empfing, Wahrscheinlichkeiten und Jerusalem betraf. Wir hoffen, dieses Material eines Tages zu veröffentlichen.“
Diese „Jerusalem“-Sitzung gehört zu den vielen noch nicht veröffentlichten Sitzungen, von denen es ca. 50 bis 60 gibt, was also nochmals zwei schöne Seth-Bücher ergeben würde.
Eine Veröffentlichung ist allerdings für die nähere Zukunft nicht geplant. Für dieses Seth-Treffen habe ich die „Jerusalem“-Sitzung hervorgeholt und übersetzt, und Ulrike wird sie euch jetzt vorlesen. (Aus Copyright-Gründen kann die Sitzung hier nicht veröffentlicht werden, einige kurze Ausschnitte sollen aber dennoch eine Ahnung über ihren Inhalt vermitteln.)
Auf eurem Planeten gibt es bestimmte Orte, an denen sich Zeit-und-Raum-Koordinaten auf eine Weise bemerkbar machen, wie sie unter gewöhnlichen Bedingungen nicht wahrnehmbar sind. Jerusalem ist ein solcher Ort …
Im Falle von Jerusalem stellt ein gewisses Gebiet eine Art Korridor durch die Zeit dar, der vorwärts und rückwärts verläuft. In diesem Gebiet sind alle Ereignisse mit außergewöhnlicher Vitalität ausgestattet …
Es gibt eine Art Intensivierung, jedoch nur der Zeit. Hierbei zeigen in jeder gegebenen Gegenwart Ereignisse sowohl aus der Zukunft als auch der Vergangenheit eine hohe Aktivität, sodass an einem solchen Ort vergangene und zukünftige Geschehnisse zu einem solchen Grad miteinander interagieren, dass eine jede Gegenwart stets hoch geladen ist und sich in einem Zustand des Wandels befindet …
Die Christus-Persönlichkeit wurde daher durch die besonderen Raum-Zeit-Eigenschaften dieses Gebiets intensiviert …
Das Gebiet ruft auch die Aktivierung von Wahrscheinlichkeiten hervor und ist eine reiche Quelle paranormaler und religiöser Kreativität. Aufgrund der zuvor erwähnten Intensivierung erhalten auch Symbole eine multidimensionale Realität. Daher sind schon aufgrund der intensiven Interaktion der beteiligten Zeitsequenzen die Voraussetzungen für physische Ereignisse großer Komplexität unmittelbar gegeben. Das ist auch der Grund, warum dieses Gebiet für das Christus-Drama ausgewählt wurde …
Diese Gegend stellt daher ein Testgelände und einen Schauplatz großer Kontraste dar, an dem die Vergangenheit buchstäblich so lebendig wie die Gegenwart ist, aber auch einen Ort, an dem die Zukunft – im Rahmen einer bestimmten Ereignisabfolge – bekannt war, und dies lange vor der Zeit, in der Christus lebte …
Hier noch einige weitere Beispiele unveröffentlichter Sitzungen und ihrer Inhalte, die – wie gesagt – aber an Ort und Stelle in Yale gelesen werden können:
Sitzung 516: Die Pyramiden
Sitzung 558: Die Sprecher, die Essener
Sitzung 612: Seth 2, die atomare Struktur
27./28.9.1972: Zwei Sitzungen für Richard Bach
Sitzung 678: Jerusalem und Religion
Sitzung 717: William James und Carl Gustav Jung
Sitzung 745: Die Christus-Legende
Sitzung 746: Christus, Christentum und Gott
Sitzung 748: Jerusalem, die Römer, Juden, Araber und das Christentum
usw.
Teil 4: Kommen wir nun zum vorletzten Punkt dieses Referats „Unbekannte Jane Roberts“.
Am Seth-Treffen 2018 habe ich euch einen Video-Clip aus einem Interview-Film mit Robert Butts, Lynda Dahl und Stan Ulkowsky gezeigt. Bob Terrio, der Filmemacher, hat insgesamt fünf Filme über das Seth-Phänomen gedreht und somit dazu beigetragen, dass die „unbekannte“, private Jane Roberts etwas bekannter wurde.
Für den Film mit Titel „Jane Roberts & Robert Butts - A Family Album Tour“ traf sich Bob mit Rob 1993. Im Film erzählt Rob anhand von Fotografien seine eigene und Janes Lebensgeschichte, stets in Zusammenhang mit dem Seth-Material.
Am Schluss des Films folgt noch eine schöne Sequenz, in der Rob anhand der Originalaufzeichnungen aus dem Seth-Material erzählt, wie Jane und er damals vorgingen, als sie Seth kennenlernten. Für unser Seth-Treffen habe ich diesen Teil mit deutschen Untertiteln versehen, da Rob nicht immer ganz gut zu verstehen ist, was auch damit zu tun hat, dass der Film schon vor bald 30 Jahren gedreht wurde.
(Liebe MW-Leser und -Leserinnen, dieser Film-Clip kann inzwischen auf der Homepage des Seth-Verlags angeschaut werden: http://www.sethverlag.ch).
Teil 5: Als Abschluss meines Referats möchte ich noch auf eine Gruppe von Seth-Enthusiasten zu sprechen kommen, die sich das Ziel gesetzt haben, das „Seth-Haus“ an der West Water Street 458 vor dem Verfall zu retten und diesen Ort, „an dem alles begann“, zu einem Seth-Begegnungs- und Lernzentrum zu machen. Bei ihrer Arbeit sind sie schon weit fortgeschritten. So haben sie beispielsweise das ehemalige Appartement von Jane und Rob restauriert und zum Teil mit Originalmöbeln ausgestattet. Um dieses kostenaufwendige Unterfangen etwas zu stützen, werden immer wieder Tage der offenen Tür organisiert. Etwas ganz Besonderes: Man kann die Wohnung auch nächteweise mieten und im Originalschlafzimmer von Jane und Rob schlafen. Sämtliche Einnahmen fließen in das Projekt Seth-House.
Übrigens findet diese Aktion auch immer wieder mediale Aufmerksamkeit. So wurde vor kurzem in der berühmten New York Times darüber berichtet, aber auch in der Elmira Star Gazette. Leser der Frühen Sitzungen wissen, dass Peggy Gallagher, eine enge Freundin von Jane und Rob und häufige Teilnehmerin an Seth-Sitzungen, für die Elmira Star Gazette schrieb. Hier erschienen damals auch die ersten Besprechungen der Seth-Bücher.
Wir von den Seth-Freunden können uns besonders darüber freuen, dass in einem dort vor kurzem erschienenen Artikel über Jane Roberts und das Seth-Haus sogar unsere „gute, alte“ Vereinszeitschrift „Multidimensionale Wirklichkeit“ als „internationales Seth-Magazin“ Erwähnung fand und mit Bild gezeigt wurde!
Ich bedanke mich herzlich für eure Aufmerksamkeit!
© Seth-Verlag, 2020
Seit 2018 Chief Publisher, Mitbegründer, Verwaltungsrat und Teilhaber von smartmyway. Übersetzer und Autor. Vorher als Geschäftsführer des Seth-Verlags sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Lugano tätig.
Experte für Kommunikation, Media Management, Verlagswesen, professionelle Übersetzungen, Veröffentlichungen von digitalen Publikationen von internationalen und nationalen Autoren, Spezialist für Amazon-Publikationen, Medien-Digitalisierung.